In der Bücherei, beim Tauschen und im Laden, suchen wir Bücher unbewusst nach den Bildern aus, die wir kennen. Wir halten uns an Empfehlungen oder greifen nach Klassikern.

Dabei verändert sich gerade viel in der Lese- und Spielewelt, das Angebot wird größer und vielfältiger. Das macht die Auswahl manchmal nicht leichter, aber viel bunter!

Es wäre toll, wenn Kinder und ihre Familien sich in Kinderbüchern genauso wie in Spielzeug selbst wiederfinden könnten. Es wäre schön, auch die Geschichten kennenzulernen, die nicht zum eigenen Alltag gehören. So lernen wir viel mehr über die Welt und die Menschen um uns herum. So können wir Vielfalt als etwas Selbstverständliches erfahren.

Manche Familien finden sich in den „typischen“ Bildern von Familie nicht wieder. Manche Kinder finden sich in den Figuren und Charakteren nicht wieder. Manchmal gibt es die immer gleichen Klischees über Kulturen, Geschlechterrollen, Behinderung, Religion und Alter. Auch die Darstellung von Körpern sind selten besonders vielfältig.

Wenn meine Identität nur als Nebencharakter vorkommt und als Stereotyp dargestellt wird, dann macht das etwas mit mir. Meine Identität erscheint dann nur wie eine Nebensache, die weniger wichtig ist. Vielleicht ist sie nur wichtig, wenn sie besonders betont werden soll. Oder es gibt gar keine Figuren, mit denen ich mich identifizieren kann. Was bedeutet das für mich?
Es macht auch etwas mit dem Selbstbild von denjenigen, die sich immer in Hauptfiguren, Prinzen und Heldinnen wiederfinden können. Sie haben Vorbilder, positive Möglichkeiten zur Identifikation und das Gefühl, von Bedeutung zu sein. Sie bekommen das Gefühl, dazu zu gehören.

Wir haben festgestellt, dass die Perspektive derjenigen eine Rolle spielt, die Spielzeug entwickeln und Geschichten erzählen. Häufig tun sie das aus ihrer eigenen Perspektive heraus und mit den Erfahrungen, die sie selbst gemacht haben. Sie erzählen von den Themen, die sie interessant finden. Das ist nicht schlimm. Sie spiegeln dabei nur eine von vielen Perspektiven wider. Das sollte uns bewusst sein.
Wenn wir ein Gefühl für die Welt bekommen wollen, dann hilft es, sie aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Dazu gehört, das Wissen, die Gedanken und die Geschichten anzuerkennen, die mir noch nicht bekannt sind. Genauso wie die Freude darüber, mich selbst in Geschichten wiederzufinden.

Wir haben uns ein paar Fragen überlegt, mit denen wir unseren Blick für Vielfalt öffnen können. Wenn Eltern Lust dazu und Zeit dafür haben, können sie zusammen mit den Kids darüber sprechen. Sowieso sollten vor allem den Kindern die Geschichten gefallen!

Fragen zum Nachdenken und Entdecken

  • « Wer hat das Buch geschrieben und illustriert?
  • « Wie sind die Geschlechter dargestellt: Individuell oder auf Stereotype reduziert?
  • « Würden Sie Ihrem Sohn ein Buch kaufen, in dem ein Mädchen die Hauptrolle spielt?
  • « Stellen Sie sich vor, Ihr Kind ist weiß, aber es gibt fast keine Puppen mit weißer Hautfarbe: Wie würden Sie sich fühlen?
  • « Würden Sie Ihrem cis Kind eine Geschichte über ein trans Kind vorlesen? (siehe unser Beitrag in der Ausgabe 8620 – Link)
  • « Wie sind die Rollen verteilt: Wer rettet / entdeckt / befreit wen?
  • « Kennen Sie Geschichten von Menschen mit Behinderungen, in denen die Behinderung nicht relevant für das Abenteuer ist?
  • « Mögen Sie und Ihr Kind diese Geschichte wirklich selbst?
  • « Fällt Ihnen oder Ihrem Kind auf, dass Sie sich denken:
    „Typisch… !“ obwohl Sie persönlich keine Person kennen, auf die das zutreffen würde?
  • Alle Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, sich als sie selbst wertvoll zu fühlen. Gleichzeitig sollten sie die Chance bekommen, ein respektvolles Miteinander als Vorbild zu haben, sich auszuprobieren und die Welt in ihrer Vielfalt wahrzunehmen.

Wo suchen und finden?

Es gibt Instagram-Accounts wie afrokids_germany, vielfalt_im_kinderzimmer und diversity.now die vor allem Kinderbücher besprechen und vorstellen. Es gibt Internetseiten mit integrierten Shops wie tebalou.shop (Vielfalt im Spielzimmer), diversity-spielzeug.de und Diversity-Is-Us.de, die ein sehr liebevolles Angebot haben und sich genauso wie der regionale Buchhandel freuen, wenn bei ihnen eingekauft wird.

Muss ich meine geliebten Kinderbuchklassiker jetzt wegwerfen?

Nein, Sie können zum Beispiel mit Ihrem Kind darüber reden, warum die Geschichte Ihnen viel bedeutet und dabei erklären, dass sich die Zeiten ändern: Manche Begriffe werden heute nicht mehr verwendet, weil mehr Bewusstsein dafür da ist, dass sie beleidigend sind. Manche Bezeichnungen tragen eine gewaltvolle Geschichte in sich, die bis heute nachwirkt. Manche Rollenbilder haben sich verändert, weil Menschen erfolgreich für ihre Rechte gekämpft haben. Auch Veränderung gehört zur Entwicklung dazu und ist ein Teil unserer Geschichte.

Buchtipps

Du bist einzigartig • Anne Weber • borromedien.de

Happy within/Gluecklich mit mir • Marisa J Taylor • bookdepository.com


Julian ist eine Meerjungfrau • Knesebeck Verlag


Lieber Winter, ich mach nicht mit • Ueberreuter


Little People, BIG DREAMS • Insel Verlag


Nuri und der Geschichtenteppich • Picus Verlag


Roberts weltbester Kuchen • NordSüd Verlag


Waldtage! • Vierfarbiges Bilderbuch • Stefanie Höfler, Claudia Weikert • BELTZ


Wild – Emily Hughes • S. Fischer Verlage

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