Da liegt es also, ein gerade mal wenige Wochen junges Bündel voller Glück – und natürlich mit voller Windel. Die anfängliche Faszination unserer Fünfjährigen für alles, das mit der Hege und Pflege ihrer kleinen Schwester zu tun hatte, begann allerdings zu bröckeln, als beim Wickeln ein kleines Malheur passierte, das einen großen und kaum auswaschbaren Fleck auf ihrem Lieblingsshirt hinterließ.

Während ich also dankbar und happy darüber war, dass ich das Wunder der Geburt und den Zauber, den ein Neugeborenes mit sich bringt, nochmal erleben durfte, gebärdete sich die ältere Schwester zunächst skeptisch. Als dann pünktlich zum Fototermin der Geschwister die Neugeborenenakne ihren Höhepunkt erreichte und noch dazu die glänzenden Säuglingsaugen von dick gelblich-verkrusteten Augenbrauen gerahmt wurden, konnte selbst das süßeste Baby-Outfit nichts mehr reißen (allenfalls ein Mützchen noch den verschorften Kopf kaschieren), und die große Schwester war natürlich nicht sonderlich begeistert, hatte sie doch geplant all ihren Freunden und Verwandten das hübscheste Baby der Welt zu präsentieren. Als ihr dann auch noch klar wurde, dass der Einzug eines Familienhundes nur deswegen verschoben wurde, weil wir es als ungünstig erachteten, dass ein Welpe wahrscheinlich genau dann nachts Gassi gehen möchte, wenn das Baby gerade wieder eingeschlafen ist, hing der Haussegen kurzzeitig schon recht schief.

Tatsächlich wollte ich immer gerne viele Kinder in möglichst kurzen Abständen haben. Manches kann man aber nicht beeinflussen, auch wenn man es sich sehr wünscht. Als sich unser zweites Kind dann ankündigte, habe ich mich fast nur auf die positiven Aspekte eines größeren Altersunterschieds konzentriert: Endlich mal in Ruhe duschen, während die Große das Baby sanft in den Schlaf wiegt, oder einen flinken Handlanger zu haben, der das ersehnte Spucktuch bringt, wenn man selbst sich bereits in prekärer Situation befindet. Bis dann also dieses Ding namens Realität die Keule schwang und ich merkte, dass es mit einem fünf Jahre älteren Kind nicht unbedingt einfacher ist, einem Neugeborenen gerecht zu werden. Denn: Auch Geschwister, die dem Kleinkindalter bereits entwachsen sind, wollen noch klein sein dürfen – und vor allem mit genau so viel Aufmerksamkeit bedacht werden. Sie mit einbeziehen, ja natürlich, sofern sie es möchten. Ein bisschen Verantwortung übernehmen, so wie man es ihnen auch in anderen Bereichen zugesteht, sicher. Es ist aber keine gute Idee, ältere Geschwister dauernd als Babysitter abzukommandieren.

Man ist glaube ich gut beraten, wenn man sich vorab nicht zu viele Gedanken über den Altersunterschied macht, sondern die Kinder einfach machen lässt. Denn irgendwie haben sie doch eine ganz besondere Verbindung zueinander, wie ein unsichtbares Band oder eine Geheimsprache, die wir Erwachsenen verlernt haben zu sprechen – und da machen ein paar Jahre mehr oder weniger nichts aus. Bei uns zumindest hat sich zwischen vollen Windeln, Milchschorf und Welpenwunsch die Lage entspannt, ganz von selbst.

Das erste bewusste Lächeln der Kleinen galt übrigens ihrer großen Schwester. Die lächelte zurück, drückte ihr einen dicken Kuss auf die Stirn und sagte „Ich hab dich auch lieb“. Und mittlerweile ist es für sie sogar völlig okay, dass sie noch ein paar Monate auf ihren langersehnten Hund warten muss.

Christina Pfister

Die gebürtige Freiburgerin lebt mittlerweile am Fuße des Odenwalds und liebt Pferde, Kunst, Literatur, den Wald, Kochen und Esskultur. Seit 2009 führt sie auf ihrem Foodblog ein kulinarisches Küchentagebuch:

Die Mutter von zwei Töchtern schreibt über Alltägliches und Besonderes und würzt ihre warmherzigen Beobachtungen mit köstlichen Rezept-Ideen und kunstvollen Fotos. Die Autorin ist mit ihrem unterhaltsamen Blog auch hier im fratz zu lesen.

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