Ein kurzer Vibrationston ist zu hören, ein kleines Lämpchen am Smartphone blinkt auf. Anna wischt mit einer raschen Bewegung über den Sperrbildschirm. Mal wieder ein Video, das in der Familiengruppe hochgeladen wurde. Und da, schon wieder vibriert das mobile Endgerät. Dieses Mal bekommt der Chat ihre volle Aufmerksamkeit. Tim fragt nach ihren Wochenendplänen, gefolgt von einem lächelnden Smiley. Und auch Facebook meldet sich zu Wort.

Anna nutzt das Smartphone ganz selbstverständlich. Es ist der tägliche Begleiter des Teenagers und dient ihr nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als Suchmaschine, Abspielgerät für Musik, Kamera und für vieles mehr. Doch ab welchem Alter sind Kinder und Jugendliche eigentlich reif für ein eigenes Smartphone mit Internetzugang? Pädagogen empfehlen ein Einstiegsalter von etwa zwölf Jahren, raten den Eltern zudem dazu, die Reife und Entwicklung des Kindes zu beachten. Entsprechend sollte über die Anschaffung eines internetfähigen Smartphones mal früher, mal etwas später nachgedacht werden.

Kinder sollten auf jeden Fall verstehen, welche Rechte sie haben (Recht am eigenen Bild, Privatsphäreeinstellungen) und welche Gefahren (Cybermobbing, Cybergrooming, Datenklau) im Internet lauern können, sind sich die Experten einig. Den Umgang mit Smartphones generell zu verwehren, davon raten die Experten ab, denn Verbote führen oft zu größerem Interesse und damit zum Gegenteil. Wichtig sei, die Heranwachsenden langsam in die digitale Welt hineinzuführen und gemeinsam erste digitale Erfahrungen zu machen.

Verbote führen meist dazu, dass eine Sache noch interessanter wird

Hat man sich zum Kauf eines Smartphones entschieden, sollten die Eltern ihre Kinder über die anfallenden Kosten informieren und sie daran beteiligen. Im besten Fall tragen die Kinder die Nutzung vollständig selbst. Vielleicht naht ja auch die nächste Taschengelderhöhung, um die Vertrag zumindest etwas mit zu finanzieren.

Ist das Smartphone gekauft, sollten Eltern ihre Kinder bei den ersten Einstellungen (Sicherheits-, Privatsphäreeinstellungen, etc.) unterstützen. Außerdem sei das Herunterladen von Apps aus dem Appstore zu Beginn – zumindest bei Kindern unter zwölf Jahren – Elternsache, so die Experten. Auch das Vereinbaren von Nutzungsregeln, ob zeitlich oder räumlich, halten Experten für sinnvoll. So sollte das Smartphone etwa beim Essen, den Hausaufgaben oder gemeinsamen Familienaktivitäten weggepackt werden. In bestimmten Räumen, wie der Schule oder der Kirche, gehört es zum guten Ton, das Gerät stumm oder aus zu schalten.

Entscheiden sich die Eltern, ihr Kind schon vor dem zwölften Lebensjahr mit einem Smartphone auszustatten, sollten sie verstärkt ein Augenmerk darauf haben, dass kindgerechte Apps genutzt werden. So kann eine Kindersuchmaschine (Blinde Kuh, fragFinn…) eingerichtet werden. Um Kinder vor nicht altersgerechten Inhalten zu schützen, können Jugendschutz-Apps heruntergeladen werden. Hierüber sollten sich die Eltern vor dem Kauf entsprechend informieren.

Nicht zu früh starten

Viele Pädagogen raten dazu, Kindern zuerst ein Handy ohne Internetzugang bereitzustellen. So lernen sie, was der eigentliche Sinn des Gerätes ist, nämlich das Telefonieren, und können sich im Notfall bei den Eltern melden. Nutzt man überdies einen Prepaid-Tarif, schult man die Kinder im Umgang mit Geld. Nicht altersgerechte Inhalte werden aufgrund des fehlenden Internets umgangen. Im Kindergarten- oder Grundschulalter sind die meisten Kinder noch nicht in der Lage, die Fülle der Möglichkeiten eines Smartphones zu verstehen, sind sich Medienpädagogen einig. Studien zeigen jedoch, dass es eine stetige Verjüngung im Bereich der Mediennutzung gibt. Bereits 18 Prozent der Acht- bis Neunjährigen hatten nach einer Studie der Statista im Jahr 2017 ein Smartphone; unter den Zehn- bis Elfjährigen haben bereits 67 Prozent ein Smartphone, unter den Zwölf- bis Dreizehnjäjhrigen sind es 85 Prozent. Im digitalen Zeitalter ist das nicht verwunderlich und ein langsames Heranführen durchaus sinnvoll, oftmals werden Kinder jedoch zu früh und zu häufig vor den Bildschirm – ob TV, Smartphone, Tablet oder Ähnliches – gesetzt.

„Die Tochter schreit während einer Zugfahrt oder beim Einkaufen und prompt wird ihr das Smartphone der Eltern in die Hand gedrückt“, berichtet eine Erzieherin. „Dabei gäbe es viele andere Möglichkeiten, das Kind zu beschäftigen, sei es eine Zeitschrift, ein Rätselheft, ein Buch oder für die ganz Kleinen ein Spielzeugauto oder Bauklötze“, ergänzt sie. Natürlich haben die Eltern das Spielzeug nicht immer dabei, das Smartphone hingegen wartet schon in der Hand- oder Hosentasche auf seine Nutzung. Und dennoch: „Es sollte nicht die erste Maßnahme sein, die in so einer Situation angewendet wird“, ist die Erzieherin überzeugt. Im Kindergarten- und Grundschulalter sind aus entwicklungspsychologischer Sicht sensomotorische Erfahrungen am wichtigsten, plädieren Pädagogen. Dazu zählen beispielsweise Puzzlen, Malen und Basteln oder Aktivitäten an der frischen Luft, wie Klettern, Kastanien sammeln oder Fußballspielen. Die Wahrnehmung der Kinder wird geschult; außerdem verbessert sich die Grob- und Feinmotorik. Die Kinder können eigene Ideen entwickeln und Neues ausprobieren, was wiederum die Fantasie anregt und die Kreativität fördert.

Kinderschutz im Test

Viele Hersteller von Apps und Software versprechen wirksamen Schutz vor Gefahren, die in der digitalen Welt auf Kinder lauern. Was diese Versprechen wert sind, überprüft das unabhängige IT-Sicherheitsinstitut AV-TEST in regelmäßigen Tests.

In den Tests müssen Programme, Apps sowie die Schutzfunktionen von Browsern und Betriebssystemen beweisen, wie effektiv ihre Filterfunktionen potentiell gefährliche Online-Inhalten blockieren. Dabei überprüfen die Experten mit tausenden Websites den Schutz vor „Erwachseneninhalten“, darunter Pornografie, Angebote für illegalen Datentausch, Glücksspiel, sowie Seiten, die Gewalt, Extremismus, Rassismus, Drogen und Waffen bewerben. Zudem müssen die digitalen Aufpasser kindlichen Zugriff auf Shopping-Seiten sowie Chats und Foren verhindern.

Doch ein guter Kinderschutz muss mehr leisten, als nur Inhalte nur zu blockieren. Das Blocken kindgerechter Inhalte führt beim Nachwuchs schnell zu Frust und möglicherweise dazu, dass technisch versiertere Kinder versuchen, vorgeschaltete Schutzmechanismen zu umgehen. Darum überprüfen die Magdeburger Experten nicht nur mit weiteren tausenden Online-Angeboten in der Gegenprobe, ob die Webfilter kindgerechte Inhalte passieren lassen. Auch der Abschalt- & Deinstallations-Schutz steht auf dem Prüfstand und muss Tricks, die auf dem Schulhof schnell die Runde machen, standhalten.

Auch sinnvolle Zusatzfunktionen, etwa zum Sperren bestimmter Bereiche gemeinsam genutzter PCs oder das Festlegen von Nutzungszeiten für Tablet und Smartphone sind Bestandteil der umfangreichen Tests. Und selbstverständlich erwarten die Tester Schutzmechanismen für gängige Social Media-Plattformen, die sich bei Kids großer Beliebtheit erfreuen, wie etwa Facebook und Instagram.

Im letzten umfangreichen Vergleichstest, der kostenlos auf der Website von AV-TEST unter www.av-test.org verfügbar ist, erfüllten die Produkte Kaspersky Safe Kids und Symantec Norton Family Premier den umfangreichen Prüfkatalog der Sicherheitsexperten auf Windows-PCs am besten und erhielten dafür das Zertifikat „APPROVED Parental Control“. Der Kinderschutz von Symantec leistet auch auf Mobilgeräten unter Android und Apple iOS ordentliche Dienste. Den nächsten großen Vergleichstest zum Thema Kinderschutz veröffentlicht das AV-TEST Institut bereits kommenden Dezember.

Autor Olaf Pursche ist Kommunikationschef (CCO) des AV-TEST Instituts und Vater einer zehnjährigen Tochter, die sein Interesse für IT-Gadgets teilt, mit ihm gemeinsam Apps aussucht und durch das Internet surft.

Freiräume lassen und
Verbundenheit schaffen

Haben die Kinder ein Handy oder Smartphone, gibt das vielen Eltern ein Gefühl der Sicherheit. Schließlich kann sich das Kind melden, wenn etwas sein sollte und auch sie können es theoretisch rund um die Uhr erreichen. Wichtig ist es jedoch, dies in der Praxis nicht zu übertreiben. Der Schreibende gerät schnell in eine Erwartungshaltung: Er macht sich Sorgen, wird unruhig oder gar sauer, sollte er zu lange auf eine Antwort warten. Der Benachrichtigte wiederum kann sich unter Druck gesetzt fühlen, rasch zu antworten. Generell besteht zwischen Eltern und Kindern oft ein Ungleichgewicht, was das Bedürfnis nach Austausch betrifft. Grundsätzlich ist es wichtig, als Elternteil gelassen zu bleiben. Kinder haben das Recht auf Kontrollfreiheit, daher sollte ihnen eine gewisse Zeit zum Antworten ohne abermaliges Nachfragen gewährt werden. Um unnötige Sorgen, Ärger oder Enttäuschung zu vermeiden, können in WhatsApp der Zuletzt-Online-Stempel und die Gelesen-Häkchen ausgeschaltet werden. Dies schafft mehr Gelassenheit auf beiden Seiten. Auch die Einrichtung von Ortungsapps auf dem Smartphone der Kinder sind kritisch zu bewerten; die Kinder fühlen sich kontrolliert und vertrauen ihren Eltern womöglich noch weniger an als zuvor. Außerdem ist es ratsam, bestimmte Themen nicht per WhatsApp, sondern persönlich zu besprechen. Kurze Neuigkeiten, Fotos oder kleine Abstimmungen lassen sich sicherlich problemlos per Textnachricht klären. Streitigkeiten oder kritische Themen sollten allerdings besser persönlich geklärt werden. Ansonsten kommt es oft zu Missverständnissen und noch mehr Ärger.

Zur Kommunikation innerhalb der Familie werden oftmals WhatsApp-Gruppen erstellt. Dort wird etwa die Abholzeit der Kinder geregelt oder rasch noch ein Einkaufswunsch an den Vater weitergegeben, der sich gerade im Getränkemarkt befindet.

Online-Terminvereinbarung, Sprachassistenten und Co.

Die Organisation unseres Alltags lässt sich mittlerweile zeitlich wie örtlich flexibler und selbstständiger gestalten als früher. Viele Termine lassen sich ebenfalls über das Internet vereinbaren. Als Gedankenstütze werden sie heute oft im digitalen Kalender gespeichert. Der kann auf Wunsch auch anderen Familienmitgliedern freigegeben werden, damit alle stets auf dem aktuellen Stand sind. Mit Sprachassistenten, wie Alexa, Siri oder Google, können mündlich auch noch rasch Termine in den Kalender eingetragen werden. Auch Einkaufslisten werden häufig digital als Notiz im Handy gespeichert. Auch viele andere Dinge können von Sprachassistenten erledigt werden. Sie sind die digitale Eieruhr beim Kochen, Taschenrechner bei den Hausaufgaben, lesen Gute-Nacht-Geschichten vor, dimmen das Licht und bestellen Waren im Internet.

Die Sprachsteuerung ist sicherlich einfach zu handhaben; außerdem ermöglicht sie dem Nutzer, Dinge sehr rasch und parallel zu anderen Aktivitäten zu erledigen. So kann die Mutter während des Stillens von der Couch aus die Musik anschalten ohne sich zu bewegen oder rasch ein Lied überspringen, wenn es dem Nachwuchs nicht gefällt. Allerdings hat die Technik auch Schwachstellen, die man beachten sollte. „Mein Bruder hat letztens aus Versehen ein Barbie-Haus bestellt“, berichtet ein Mädchen über die Erfahrungen mit dem Sprachassistenten Alexa. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Worte „Barbie“ und „bestellen“ in unserer Unterhaltung gefallen sind. Das muss Alexa falsch verstanden haben“, erzählt sie. Ob und in wieweit eine Familie Sprachassistenten nutzt, muss sie natürlich letztendlich selbst entscheiden. Zuvor gilt es auf jeden Fall, die Vorteile und Nachteile zu bedenken.