Kein Wunder, denn am Esstisch werden Neuigkeiten ausgetauscht und Pläne geschmiedet. Es wird gelacht und über ernste Themen gesprochen. Das verbindet und schafft Gemeinschaft. Essen ist nicht nur eine reine Kalorien- und Nährstoffaufnahme, es besitzt auch eine soziale Funktion. Mahlzeiten sind eine wichtige Familienzeit. Doch Mahlzeiten mit dem Nachwuchs zählen für die Eltern wahrscheinlich zu den größten Herausforderungen und das Tehma „Essen“ birgt in der Familie oftmals reichlich Konfliktpotenzial. Klären Sie als Eltern im Vorfeld unter sich, was Ihnen wichtig ist und üben Sie das gemeinsame Essen.

Feste Zeiten
Finden Sie gemeinsame Zeitfenster, in den die ganze Familie zusammen isst. Für Kinder sind drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten ideal, damit sie kontinuierlich mit Energie versorgt werden Um Dauersnacken zu verhindern und ein gesundes Essverhalten zu fördern, helfen einfache Vorgaben. Versuchen Sie, zumindest einmal am Tag gemeinsam zu essen. Es ist nicht entscheidend, welche Mahlzeit es ist. Planen Sie auf jeden Fall ausreichend Zeit dafür ein.

Regeln und Rituale
Jedes Familienmitglied sollte seinen Stammplatz haben. Gemeinsam zu beginnen und zu enden ist die Basis einer gelungenen Mahlzeit. Kleine Kinder dürfen vorher aufstehen, wenn sie fragen. Regelmäßigkeit gibt besonders den Jüngsten Sicherheit im Alltag. Möglichst nicht nebenbei essen, sondern immer in Ruhe und im Sitzen.

Sitten
Voraussetzung für eine angenehme Tischrunde sind gewaschene Hände und saubere Kleidung. Außerdem: Nicht schmatzen und schlürfen und nicht mit vollem Mund reden! So ist es für alle Familienmitglieder appetitlich.

Tischmanieren: Acht einfache Kinder-Regeln

1. Wasser marsch! Vor und (wenn nötig) nach dem Essen waschen wir uns die Hände.
2. Gemeinsam geht´s schneller: Alle helfen beim Auf- und Abdecken des Tisches mit.
3. Während des Essens spielen wir nicht. Handy und Fernseher sind aus, weil wir miteinander sprechen möchten.
4. Wer satt ist, darf nach einer vereinbarten Zeit aufstehen und sich allein beschäftigen. Alle anderen essen in Ruhe weiter.
5. Jeder nimmt sich vom Essen, was und so viel er mag. Ein Nachschlag ist besser, als Essen wegwerfen zu müssen.
6. Wir benutzen Messer, Gabel und Löffel zum Essen.
7. Neue Gerichte zu probieren ist toll! Wer das Essen jedoch nicht mag, muss es nicht aufessen.
8. Mund zu: Keiner möchte sehen, was man kaut. Und ohne Schmatzen und Schlürfen ist es noch schöner.

Bitte reden
Kommunikation bildet das Herz der Familie und die gemeinsamen Mahlzeiten sind eine perfekte Gelegenheit dafür. Alle sind für das anregende, positive Tischgespräch mitverantwortlich. Also keine Kraftausdrücke, Vorwürfe, Zornesausbrüche oder Tränen. Auch schwierige Themen besser ausklammen. Hören Sie aufmerksam zu.

Kein Restaurant Mama
Jeder hilft beim Aufdecken und Abräumen. Möglichst viel loben und wenig schimpfen. Betonen Sie, was gut gelaufen ist. Damit werden sie mehr erreichen.

Geben und Nehmen
Beim Essen sollte niemand aufstehen müssen. Deshalb keine Tellergerichte servieren und nicht zwischen Herd und Tisch pendeln. Lieber Schüsseln und Platten auf den Tisch stellen, von denen sich alle bedienen können. Das hilft Kindern außerdem beim Lernen, die richtige Portionsgröße einzuschätzen. Zusätzlich verbindet das gegenseitige Anreichen und Teilen die Tischgemeinschaft.

Kleckern erlaubt
Natürlich geht beim Essen mit Kindern auch mal was daneben. Kein Grund zu schimpfen, außer wenn Missgeschicke durch ständiges Rumzappeln, Streitereien unter Geschwistern oder Ähnliches passieren. Versuchen Sie besser, die Essumgebung so zu gestalten, dass kleine Unglücke keinen großen Schaden anrichten. Verwenden Sie beispielsweise für Kleinkinder abwaschbare Unterlagen. Servietten helfen Malheurs zu vermeiden.

Echt lecker!
Am Tisch wird nicht gemeckert. Im Gegenteil: Essen ist ein genüssliches Thema -das bekommen auch schon die Kleinsten mit. Probiert wird von allem erst einmal ein Happen. Damit Kinder zu aufgeschlossenen Essern werden, ist es sinnvoll, dass es eine Mahlzeit für alle gibt und nicht jeder eine Extrawurst bekommt.

Ablenkung vermeiden
Damit sich alle auf das Essen konzentrieren können und Gespräche entstehen, Smartphones, Spielzeug, Zeitungen und Co. vom Esstisch verbannen. Wenn jeder mit etwas anderem beschäftigt ist, entsteht keine Gemeinsamkeit. Seien Sie präsent und nicht gedanklich in der nächsten Telefonkonferenz.

Vorbild sein
Versuchen Sie, ein möglichst gutes Vorbild zu sein und sich selbst an die Regeln zu halten.

Top Ten der guten Gründe für gemeinsame Mahlzeiten

Grund 1: Der Mensch ist ein soziales Wesen und is(s)t nicht gerne allein. Das trifft besonders auf Kinder zu. In Gemeinschaft essen sie lieber und auch besser. Eltern können diese gemeinsame Zeit während des Essens zusätzlich „nutzen“, um sich mit ihren Kindern auszutauschen.

Grund 2: Gemeinsame Mahlzeiten als Familienanker. Familienessen ist mehr als reine Nahrungsaufnahme. Beim gemeinsamen Essen kommen zusätzlich andere „Nährstoffe“ auf den Tisch, wie Zuwendung, Freude, Genuss, Gemeinsamkeit, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit und stärken die Familie insgesamt in ihrem Zusammenhalt und ihrer Bindung.

Grund 3: Gemeinsame Mahlzeiten sind „Inseln“ für Kommunikation. Jeder hört, was die anderen erzählen und jeder kann zu Wort kommen. So erfährt man Dinge voneinander, die man ohne diese Möglichkeit, womöglich gar nicht hören würde.Zusammenfassung: Gemeinsames Essen zusammen genießen und die Familienbindung stärken.

Grund 4: Kleine Kinder kennen noch keine Uhr. Spiel, Schlaf und Essen wechseln sich ab. Gemeinsame Mahlzeiten helfen den Tag zu strukturieren und den Ablauf zu verstehen, auch ohne die Uhrzeit zu kennen.

Grund 5: Kleinkinder haben von Natur aus ein stark ausgeprägtes Gefühl für Hunger und Sättigung. Der Rhythmus von gemeinsamen Mahlzeiten hilft Kindern dabei, es beizubehalten. Sie lernen, dass es bestimmte Zeiten für die Nahrungsaufnahme gibt.

Zusammenfassung: Struktur im Tagesablauf durch feste Mahlzeiten.

Grund 6: Eltern und größere Geschwister sind Vorbilder für die Kleineren. Das Essverhalten wird übernommen und kopiert. Regelmäßigkeit, Dauer und Genuss der Mahlzeiten sind erlernte Abläufe, die das gesamte spätere Leben prägen. Gemeinsames Essen unterstützt die „Probierfreude“ bisher unbekannter Lebensmittel.

Grund 7: Gemeinsame Mahlzeiten sind ein wichtiger Lernort über die Kultur und die Wertvorstellungen, die Eltern haben: Was zu welcher Mahlzeit auf den Tisch kommt. Wie das Essen geteilt und wie gegessen wird. Dass das eigene Lieblingsessen nicht allen schmeckt oder dass man Rücksicht aufeinander nehmen muss. Familienkulturen entstehen.

Grund 8: Wenn das Familienessen in einer angenehmen Atmosphäre verläuft, bekommen Kinder positive Esserlebnisse durch Spaß und Genuss. Und lernen so, ein gesundes und stabiles Essverhalten aufzubauen und Mahlzeiten mit einem guten Gefühl zu verbinden.

Zusammenfassung: Beim gemeinsamen Essen voneinander lernen.

Grund 9: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig gemeinsam mit den Eltern essen, mehr Obst und Gemüse zu sich nehmen und insgesamt ein gesünderes Essverhalten haben. Auch für schulische Leistungen und eine gute seelische und körperliche Verfassung wurden Zusammenhänge mit regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten in der Familie nachgewiesen.

Grund 10: Kinder; die gemeinsam mit den Eltern essen, haben ein geringeres Risiko für Übergewicht. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass bei den Familienmahlzeiten mehr gesunde Lebensmittel auf den Tisch kommen und dass weniger Ungesundes zwischendurch gesnackt wird.

Zusammenfassung: Gemeinsames Essen hat einen großen Stellenwert für die Gesundheit von Kindern.

Die Autorin

Autorin Sabine Timmermann
ist Hauswirtschaftsleiterin mit dem Schwerpunkt Ernährung, Gründerin der Zwergenkombüse und Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
www.zwergenkombuese.de