Ein Beitrag von Anke Breitmaier
Nicht nur für Kinder ist darum die Bescherung an Heiligabend ein Highlight und sie fiebern aufgeregt darauf hin. Erwachsene haben mitunter weniger Spaß am Geschenkerummel. Denn sie müssen Wunschlisten abarbeiten, Geschenkbudgets verwalten und entscheiden, wie viel tatsächlich unter den Baum kommt.
Lange bevor der Adventskalender hängt und das erste Lichtlein brennt, beginnt sie meist schon, die magische Zeit des Wünschens … und des Wollens. Denn in kaum einer anderen Zeit reden wir wohl mehr über das, was wir gerne hätten, wie in den Wochen vor dem Fest.
Was wünschst Du Dir eigentlich zu Weihnachten?
Lang gehegte Wünsche werden dann geäußert, Wunschzettel verfasst und Einkaufslisten geschrieben. Kinder werden natürlich ebenso beschenkt wie die Partnerin und der Partner. Aber auch Eltern, Tanten, Freundinnen, Arbeitskollegen, Nachbarn und wer sonst noch so zum persönlichen Sozialeinzugsbereich gehört, wird gerne bedacht mit einem kleinen Präsent. Das kann eine ganze Menge werden und manchmal auch einfach zu viel. Vor allem Eltern sehen sich oft vor große Herausforderungen gestellt. Denn an Weihnachten soll alles richtig schön werden: Kinderaugen sollen zum Strahlen gebracht und kleine Herzen glücklich gemacht werden.
Konsumstress ist (k)eine schöne Bescherung
Das geht ins Geld und an die Nerven. Denn nicht jeder Wunsch ist realistisch und die vielen Dinge, die wir begehren, brauchen wir meist nicht. Wo dann „abgespeckt“ wird, müssen Eltern entscheiden. Dafür braucht es Zeit und Muße, um zu überlegen, welche Geschenke sinnvoll sind, wie viel sie kosten dürfen und wann sie besorgt werden. Außerdem fragen dann auch gerne Verwandte wie Oma und Opa nach, was sich die Kleinen wünschen – also heißt es, logistisch vorgehen, um die Weihnachtsgeschenkeflut einigermaßen zu steuern.
Manchmal artet das so in Konsumstress aus, dass noch kurz vorm Fest schnell das ein oder andere überflüssige Geschenk geshoppt wird, damit auch alle zufrieden sind. Was dagegen helfen kann? Mal zu überlegen, welche Rolle Weihnachtsgeschenke spielen und wie man dem Geschenkedruck entkommen kann.
Weihnachtsgeschenke sind uns einiges wert
Zwischen 300 und 500 Euro geben Deutsche laut Umfragen durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke aus. Die eigenen Kinder bekommen dabei am meisten. Dafür wird im Schnitt etwa 148 bis 327 Euro pro Kind ausgegeben, wobei ein großer Teil des Budgets für Spielsachen vorgesehen ist. Gutscheine, Geld und Kleidung stehen auch weit oben auf den Listen der erfüllten Wünsche. Beliebt sind noch immer „echte“ also gedruckte Bücher, bei älteren Kindern auch Unterhaltungselektronik, Kosmetik und Schmuck. Erlebnisgeschenke wie Konzertbesuche sind ebenfalls angesagt.
Warum es bei uns an Weihnachten überhaupt Geschenke gibt:
Geschenke an Heiligabend gab es nicht schon immer. Ursprünglich überreichte man sich am Nikolaustag am 6. Dezember gegenseitig kleine Gaben. Dieser Brauch geht auf den heiligen Nikolaus zurück, einen Bischof aus dem 4. Jahrhundert, der für seine Hilfsbereitschaft gegenüber Bedürftigen und Kindern bekannt war. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert veränderte sich diese Tradition. Martin Luther, der das Augenmerk weg von der Heiligenverehrung lenken und stärker auf Jesus Christus richten wollte, schlug vor, das Schenken auf Weihnachten zu verlegen und die Gaben als Symbol für Gottes Geschenk an die Menschen – die Geburt Christi – zu sehen. So entstand die Tradition, am 24. Dezember oder am ersten Weihnachtstag Geschenke zu überreichen.
Wann wird es zu viel?
Kinder bekommen durchschnittlich zwischen drei und fünf Geschenken, das wollen Umfragen ermittelt haben. Und je älter das Kind wird, umso teurer werden auch die Geschenke. Was „normal“ oder angemessen ist, lässt sich kaum benennen. Eltern stehen hier immer vor der schwierigen Aufgabe, Wünsche zu erfüllen und zugleich eine Art Weihnachtsspirit zu bewahren – denn das Fest soll ja nicht zur Materialschlacht verkommen. Wie viel Geld sie letztlich an Weihnachten wofür ausgeben, müssen sie selbst entscheiden.
An die Geschenke, fertig, los
Bei der Bescherung hat jede Familie andere Traditionen oder Rituale, oft ist noch der Kirchbesuch oder das Krippenspiel am Nachmittag vorgeschaltet. Manche zelebrieren die Geschenkübergabe nach angloamerikanischer Tradition erst am Morgen des 25. Dezember. Wieder andere splitten das Event, zum Beispiel, weil es nach einer Trennung zwei Weihnachtsfeste zu feiern gibt. Auch ob vor oder nach dem Essen ausgepackt wird, ist unterschiedlich. Immer mehr Familien verzichten auch ganz auf den Gabentisch am Fest und finden andere Formen des Feierns. Bei wem aber Geschenke dazugehören, bei dem geht es meist recht turbulent zu.
Viele Geschenke machen nicht immer viel Freude
Denn egal wie und wann die Bescherung stattfindet, die Aufregung ist bei den Kleinen dann immer groß. Wenn unzählige Pakete in aufwendig festlicher Verpackung daliegen, wird es nicht nur für sehr kleine Kinder schnell zur Überforderung. Welches Geschenk soll ich zuerst auspacken? Welches danach? Oft fehlt dann die Zeit, sich das Ausgepackte erstmal in Ruhe anzuschauen, es auszuprobieren oder sogar damit zu spielen. Kinder verlieren schnell den Überblick in der Geschenkeflut, können nicht alle Eindrücke verarbeiten, die auf sie zukommen. Das kann zu Tränen, Wutausbrüchen oder Streit unter Geschwistern führen, auch wenn eigentlich alle happy sind.
Machen Sie aus mehr mal etwas weniger
Der wahre Zauber des Schenkens liegt nicht in der Menge, sondern in den kleinen, bedachten Momenten. Diese sind es, die in Erinnerung bleiben und langfristig ein Lächeln auf die Gesichter der Kleinen zaubern. Darum raten auch Pädagogen, die Bescherung während des Weihnachtsfests nicht zum Hauptteil des Abends zu machen, sondern die Geschenkausgabe so einzubauen, dass alle etwas davon haben – als einen Programmpunkt unter vielen anderen. Denn: Das größte Geschenk, das man Kindern machen kann, ist und bleibt doch ein liebevoller, aufmerksamer und wertschätzender Umgang mit ihnen.
Weniger kann viel mehr Freude machen
Stellen Sie an Weihnachten das Wesentliche in den Vordergrund: die gemeinsame Zeit, die Liebe und die kleinen, wertvollen Momente, die nicht immer in Geschenkpapier verpackt werden können und müssen.
Die Drei-Geschenke-Regel
Weniger Geschenke reduzieren den Stress beim Aussuchen und vermitteln Kindern, dass es nicht die Menge an Geschenken ist, die zählt. Führen Sie doch mal eine Drei-Geschenke-Regel ein: etwas zum Spielen, etwas zum Anziehen und etwas zum Lesen. Das gibt dem Schenken Struktur und lässt Kindern noch Raum, die einzelnen Geschenke wirklich zu genießen.
Zeit statt Zeug
Viele Eltern fühlen sich verpflichtet, immer neue und aufregende Geschenke zu kaufen. Dabei erinnern sich Kinder und auch Erwachsene später oft eher an gemeinsame Erlebnisse als an materielle Geschenke. Ein Gutschein für einen Basteltag im Schlafanzug, einen Winterausflug oder einen Filmeabend mit Popcorn kann mehr Freude und Verbindung schaffen als ein Spielzeug und beschert Familien ganz nebenbei wichtige Qualitytime.
Nachhaltige Weitergabe-Geschenke
Selbstgemachte Geschenke sind oft individueller und haben einen höheren emotionalen Wert. Zum Beispiel kann man zusammen mit den Kindern ein einfaches Rezept für Badekugeln ausprobieren, ein Fotoalbum gestalten oder Weihnachtskarten basteln. Auch gebrauchte Dinge können wertvolle Schätze sein: Ein gut erhaltener Buchklassiker aus dem Antiquariat oder ein Vintage-Puzzle können mit Liebe ausgesucht und weitergegeben werden.
Eins nach dem anderen
An der Bescherung können es Kinder kaum erwarten, endlich alles auszupacken. Damit jedes Geschenk trotzdem richtig begutachtet und wertgeschätzt werden kann, hilft ein feierlicher Ablauf: Beschriften Sie alle Geschenke mit den Namen des Beschenkten und stecken Sie sie (sofern es deren Größe erlaubt) in einen Jutesack. Dann wird reihum ein Geschenk daraus gezogen, beginnen kann das jüngste Kind. Der Name wird laut verlesen, das Geschenk überreicht und dann schauen alle zu, was in der Verpackung steckt. So kommt etwas Ruhe in die Bescherung und jedes Geschenk kann auch dem Schenkenden zugeordnet werden, was im Trubel oft untergeht.
Schenken mit Sinn: Spenden statt Kaufen
In der Weihnachtszeit gemeinsam an andere zu denken, verbindet. Statt das zehnte Geschenk können Sie zum Beispiel mit Ihren Kindern eine gemeinnützige Organisation suchen, an die Sie etwas spenden. Oder Sie packen Päckchen für Kinder, die nicht so viel haben. Das zeigt Ihren Kindern, dass Schenken auch bedeutet, Freude zu teilen.