Schönheitsideale hat es zu allen Zeiten gegeben und zu allen Zeiten wurden Frauen und Mädchen auf ihr Äußeres reduziert, waren sie Objekte von Wissenschaft und Konsumgesellschaft. Der Unterschied zu heute: Nie hatten wir so viele Freiheiten, Rechte und Möglichkeiten, sich dem zu widersetzen!

Die Schönheit einer Frau ist schon lange nicht mehr ihre Lebensversicherung, heutzutage verdienen Frauen ihr eigenes Geld, sind wirtschaftlich unabhängig und bringen selbstverständlich in Politik und Gesellschaft ihre Stimme ein. Leider, leider scheinen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht alle davon Gebrauch zu machen und leider, leider ignorieren das viele Jungs und Männer ebenfalls. Gerade durch die Pandemie wurden in den letzten Jahren alte Rollenklischees wieder neu belebt, was beweist, dass das Private doch auch sehr politisch sein kann. Verstärkt wird diese Wahrnehmung durch die Sozialen Medien, wo ein backlash an Beauty- und Abnehmtipps festzustellen ist.

Insbesondere Instagram zeigt uns mit seinen vielen retuschierten Bildern ein Ideal, das jede Betrachter*in irritiert und verunsichert, die im realen Leben nicht ausreichend gefestigt ist. Hier gilt es achtsam – genau! – zu sein, welchen hashtags und Influencer*innen man folgt. Wer feststellt, dass bestimmte Bilder Neid erzeugen und einen unter Druck setzen, hat ganz einfach die Möglichkeit, diesen Accounts zu entfolgen und sich dafür andere zu suchen. Denn es gibt sie, die jungen Frauen, die sich selbstbewusst und selbstbestimmt in Szene setzen und junge Männer, die jenseits von toxischer Männlichkeit auftreten. Es sind zudem Frauen und Mädchen, die stolz auf sich und ihren weiblichen Körper sind, auf ihre beruflichen oder sportlichen Erfolge. Die sich so inszenieren, wie sie gesehen und wahrgenommen werden möchten. Nämlich als handelndes Subjekt und nicht als hypersexualisiertes Wesen, das Männerphantasien bedient. Diese Sichtweise gilt es zu bestärken, diesen Perspektivenwechsel nachzuvollziehen, denn hier wächst eine junge Generation – Mädchen und Jungen gleichermaßen! – heran, die die große Chance hat, die Sexismen des Patriachats Vergangenheit sein zu lassen.

In diesem Sinne gilt es, unsere Töchter und Söhne in ihrer Entwicklung zu bestärken, mit ihnen über die Timeline in ihren Sozialen Netzwerken ins Gespräch zu kommen (ohne sie auszuhorchen, versteht sich) und mit ihnen gemeinsam die Mechanismen der Werbeindustrie aufzudecken. Vor allem aber sagt ihnen, dass sie schön sind, mit allen Ecken und Kanten! Wild und wunderbar. Und wem das nicht reicht, der höre gemeinsam „Fuckin‘ Perfect“ von Pink …

Ilona Einwohlt für MuK Hessen