Von Anke Breitmaier

Beim Spielen, im Garten, in der Kita – Kinder kommen überall mit Bakterien und Viren in Kontakt. Und eigentlich ist das gut so. Denn das kindliche Immunsystem wächst mit seinen Aufgaben.

Bei Babys ist auch das Abwehrsystem noch neugeboren – es kann Krankheitserreger nur bedingt abhalten, weil es noch nicht vollständig ausgebildet ist. Im Mutterleib war das Baby vor nahezu allen Erregern dieser Welt gut geschützt. Nach der Geburt muss es lernen, mit Viren, Bakterien, Pilzen und anderen Keimen fertig zu werden. Von der Mutter hat es dafür als ersten Schutzschild eine Art Grundausstattung mit wichtigen Abwehrstoffen mitbekommen, den sogenannten Nestschutz. Diese Antikörper können das Neugeborene in den ersten Wochen und Monaten vor vielen Krankheiten schützen.

Das kindliche Immunsystem wächst mit seinen Aufgaben

Nach etwa drei Monaten produziert der kindliche Organismus selbst Antikörper. Angeregt dazu wird er durch Viren, Bakterien und Pilze. Durch den Kontakt mit diesen Erregern entwickelt der Organismus sein individuelles Immunsystem.
Das ist der Beginn eines ziemlich intelligenten Prozesses: Indem es Infekte durchmacht, lernt das kindliche Immunsystem, gegen einen bestimmten Krankheitserreger gezielt Antikörper zu bilden. Dieses „Training“ führt dazu, dass vor allem Kleinkinder bis zum Alter von etwa 4 Jahren eine hohe Infektionsrate haben. Bis zu 12 Atemwegsinfekte pro Jahr sind im Vorschulalter fast normal.

Für Eltern ist das eine große Belastung. Sie sorgen sich um die Kleinen und leiden selbst darunter, wenn das Kind von einem Infekt zum nächsten wankt. Da ist es verständlich, dass Mütter und Väter viel daransetzen, Ansteckungen zu verhindern.

Hygiene? Die will gelernt sein!

Dennoch ist es wichtig, dass Kinder wesentliche Hygiene-Regeln kennen – und sie auch umsetzen können. Schmutzige Kinderhände sind zwar an sich nichts Schlimmes. Da aber in Kitas und anderen Sammeleinrichtungen oft Erreger für Erkältungsinfekte oder Durchfallerkrankungen oder sogar Madenwürmer herumgehen, ist gerade Händewaschen von Bedeutung, um Keime zu bekämpfen und eine Ausbreitung von Infektionen zu verhindern.

Nicht nur in Coronazeiten sollten Eltern Kindern beibringen, wie sie richtig Händewaschen, was bei der Zubereitung von Essen beachtet werden muss und wie gute Körperpflege geht. Auch bei diesen Verhaltensregeln gilt: Eltern sind wichtige Vorbilder. Wenn sie etwa immer beim Nachhausekommen gründlich die Hände waschen, schauen sich die Kinder das ab. Und natürlich sollte man sie immer wieder dazu ermuntern, diese Regeln einzuhalten – denn gelernt ist gelernt!

Schutz durch Impfen

Impfungen können vor schweren Infektionskrankheiten, die oft mit Komplikationen verbunden sind und für die es zum Teil auch heute noch keine geeignete Therapie gibt, schützen.
Bei einer Impfung kommt das Immunsystem in Kontakt mit abgeschwächten oder abgetöteten Erregern, manchmal sind es auch nur einzelne Bestandteile von Viren und Bakterien, die verabreicht werden. Für eine ausreichende Grundimmunisierung müssen in der Regel in bestimmten Zeitabständen mehrere Impfungen hintereinander erfolgen. Dadurch lernt das Immunsystem, sich an den Erreger zu erinnern und Antikörper zu bilden.

Sauber ja, steril nein

Eltern sollten im Alltag dennoch nicht versuchen, ihr Kind von allen Risiken abzuschirmen und möglichst steril aufwachsen zu lassen. Denn mit jeder durchlittenen Krankheit speichert das Immunsystem eine neue Information, gegen welche Bedrohungen es später ankämpfen soll. Im Verlauf der Jahre baut also das Kind eine immer bessere Abwehr auf, wodurch die Anzahl leichterer Erkrankungen zurückgeht.

Ein bisschen Dreck schadet nicht …

Sauber sollte die Umgebung sein, aber nicht völlig keimfrei. Übertriebene Sauberkeit macht Kinder sogar anfälliger für Allergien und Krankheiten. So haben Untersuchungen gezeigt, dass zu viel Hygiene das Immunsystem schwächen kann.

Eine Studie des bayerischen Umweltministeriums kommt etwa zu dem Ergebnis, dass Stadtkinder 15 Mal häufiger Allergien haben als Landkinder. Diejenigen, die auf Bauernhöfen aufwuchsen und besonders viel Zeit im Stall verbrachten, hatten demzufolge einen ausgeprägteren Schutz vor Asthma und Allergien. Andere Studien belegen auch, dass sehr hohe Keimkonzentrationen, wie sie beispielsweise in einem Viehstall vorkommen, das kindliche Abwehrsystem besonders stärken.

Hygiene-Tipps für Kids

Husten & Niesen

• Wenn Du hustest oder niesen musst, kommt manchmal ein bisschen Schleim mit. Darin können sich Bakterien und Viren befinden, die andere Menschen krank machen. Wenn Du einfach so in die Gegend prustest, verteilen sich diese Krankheitserreger in alle Richtungen und können Menschen „treffen“ oder auf Gegenständen landen. Du kannst das verhindern:

Nase rein!

• Benutze immer ein Taschentuch zum Naseputzen.

Weg damit!

• Wirf das Taschentuch in einen verschlossenen Mülleimer, nachdem Du es einmal benutzt hast. Steck es nicht in die Hosentasche oder in den Schulranzen. Denn in das Taschentuch können durch den Nasenschleim Bakterien oder Viren kommen und so weiterverbreitet werden.

Hände weg!

• Halte Dir die Armbeuge vor Mund und Nase, wenn Du niest oder hustest, nicht die Hand. Mit der fasst Du später sicher wieder andere Menschen oder Gegenstände an – und auf denen hinterlässt Du dann womöglich Erreger.

Dreh dich um!

• Magst Du es, wenn Dir jemand ins Gesicht hustet? Sicher nicht, richtig? Also mach auch Du es nicht! Dreh Dich von anderen weg, wenn Du niesen oder husten musst.
Händewaschen • Den ganzen Tag sind Deine Hände in Bewegung. Damit spielst Du, berührst andere und Du isst damit. Klar, dass Du dann auch viele muntere Erreger auf den Fingern hast. Darum solltest Du sie mehrmals täglich gründlich waschen.

Und das geht so:

Wasser marsch!

• Nimm immer fließendes Wasser und halte Deine Hände richtig gut darunter. Das Wasser sollte nicht kalt sein, aber so warm, dass es Dir angenehm ist.

Eingeseift!

• Benutze Seife und schäume sie richtig gut auf. Verteile sie auch zwischen Deinen Fingern. Stell dabei den Wasserhahn ab, damit Du nicht so viel Wasser verbrauchst!

Spülʼs ab!

• Danach solltest Du die Hände wieder unter fließendem Wasser abspülen – aber schön laaang. Danach darf kein Seifenschaum mehr auf Deinen Händen oder Fingern sein.

Trocken machen!

• Benutze ein sauberes Handtuch, um Deine Hände abzutrocknen. Achte dabei darauf, dass auch die Stellen zwischen Deinen Fingern nicht mehr nass sind.

Sing dabei!

• Eine halbe Minute lang sollst Du das machen, damit Bakterien und Viren keine Chance haben. Weißt Du, wie lang das ist? Du kannst von eins bis dreißig zählen, dann weißt Du es. Oder Du singst, zum Beispiel das Geburtstagslied „Happy Birthday“. Wenn Du das zweimal langsam komplett gesungen hast, kommst Du auf etwa 30 Sekunden.

Sauber und gesund bleiben!

  • Gewöhn Dir an, jeden Tag mehrmals die Hände zu waschen. Dann solltest Du es in jedem Fall tun, vielleicht auch einfach noch mal extra:
    – Vor dem Essen
    – Nach dem Klo
    – Wenn Du ein Tier gestreichelt hast
    – Wenn Du von draußen kommst
    – Wenn Du Dir die Nase geputzt hast

Und noch was: Finger aus dem Gesicht!

• Egal, wie gründlich Du Dich gewaschen hast, irgendwo kann sich immer ein Erreger einschleichen. Über die Hände kann er ins Gesicht wandern und durch deinen Mund oder die Nase in Deinen Körper kommen. Also versuche, mit Deinen Händen möglichst nicht ins Gesicht zu fassen!

Wie wir Ausnahmesituationen gemeinsam überstehen können

Das Coronavirus hält die Welt seit Wochen in Atem. Es ist erschütternd zu sehen, wie ein Krankheitserreger unseren Alltag lahmlegt. Das verändert die Gesellschaft und wirkt sich auf uns alle aus. Denn auch unsere Beziehungen zu Eltern, Partnern, Kindern und Freunden wandeln sich angesichts der Pandemie. Bei Kontaktverbot oder Ausgangssperre rücken Familien wieder enger zusammen. Das kann auch langfristig eine Herausforderung sein.

Ein unsichtbares Virus sei die größte, weltweite Bedrohung unseres Jahrhunderts. Zwangsläufig müssten wir uns auf unsere Partnerschaft und Familie zurückziehen, meint Wolfgang Krüger. Dies könne ein Härtetest für unsere Beziehungen sein. Um diesen gut zu bestehen, rät der Berliner Psychotherapeut und Buchautor dazu, diese 6 Punkte zu beachten:

. Entscheidend für unser Zusammenleben ist immer die eigene Stimmung. Damit sie nicht nur von Angst geprägt ist, sollten wir erkennen: Die jetzige Situation ist eine enorme Belastung. Wir haben Angst um unsere Gesundheit, den Arbeitsplatz, müssen uns einschränken. Aber sie enthält auch eine Chance. Unser bisheriges Leben wurde durch viele Zerstreuungen geprägt, wir reisten viel, hatten viele Abwechslungen und müssen uns nun auf das Wesentliche konzentrieren. Dazu müssen wir kreative Antworten finden, indem wir uns überlegen: Was wollten wir schon immer erreichen: Wir wollten aufräumen, ein Buch schreiben, eine Fremdsprache erlernen, ein Instrument spielen. Dazu ist jetzt Zeit.

. Um nicht zu viel Angst zu entwickeln, ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig. Also zusammen die Mahlzeiten einnehmen. Und sinnvoll sind gemeinsame Aktivitäten: man kann einander vorlesen und singen und musizieren. Und wir haben wieder Zeit für Gesellschaftsspiele. Diese haben immer eine feste Logik, verlässliche Regeln, die uns in einer Zeit beruhigen, in der es wenig Gewissheiten gibt.

. Wir sind in einer Partnerschaft auf einen engen Zusammenhalt angewiesen, auf viel Nähe, Gespräche, Körperkontakt. Die schönsten erotischen Romane sind übrigens in Zeiten der Pest entstanden. Aber wir brauchen auch Rückzugsorte und Distanz, indem sich jeder in seine eigene Welt begibt. Jeder sollte etwas haben, wo er die Welt um sich herum vergisst und wieder zu sich findet. Bücher sind dazu eine wunderbare Möglichkeit.

. Wir sollten den Kontakt mit Freunden intensivieren, indem wir telefonieren, uns Briefe schreiben, per Skype kommunizieren. Jetzt haben wir die Zeit, um unsere Beziehungen zu vertiefen, indem wir Freunden drei wichtige Fragen stellen: Wie geht es Euch, welche wichtigen Ziele wolltet ihr im Leben erreichen, wie können wir Euch dabei helfen?

. Wir sollten Netzwerke aufbauen, um den Kranken und Hilfsbedürftigen in der Nachbarschaft zu helfen. Jetzt ist Solidarität wichtig, um gemeinsam diese Krise zu überstehen.

. Zwangsnähe ist für jede Partnerschaft und Familie eine Herausforderung. Man bemerkt sehr schnell, was uns aneinander stört. Vermeiden Sie jedoch Konfliktgespräche. Jetzt ist humorvolle Toleranz die wichtigste Eigenschaft. Vielleicht gelingt es Ihnen, dass Sie gemeinsam einmal am Tag herzhaft lachen. Kindern gelingt dies sehr gut, indem sie ein Tier nachahmen, einen komischen Dialekt sprechen, auf einem Bein hüpfen oder sich gegenseitig abkitzeln. Oder erinnern Sie sich gemeinsam: Was waren bisher die komischsten Situationen ihres Lebens.