Ganz einfach: Indem alle Familienmitglieder einige Regeln beherzigen.

Ein Beitrag von Anke Breitmaier

Gespräche in Familien gehören eigentlich zur Tagesordnung. Von morgens bis abends gibt es allerhand zu besprechen: Wer hat heute was und wo zu tun? Wann sind welche Termine wie Zahnarzt oder Hockeytraining? Um wie viel Uhr ist Schule aus und wann wird gemeinsam gegessen? Es gibt unzählige Themen, die in Familien zur Sprache kommen. Oder dies tun sollten. Denn leider bleibt manchmal nur Zeit für Gespräche zwischen Tür und Angel, in denen schnell Wichtiges, also vornehmlich Organisatorisches, geklärt wird. Dann kann es leicht passieren, dass Mitteilenswertes untergeht und es zu verbalen Missverständnissen kommt.

Geringes Zeitbudget für bewusste Gespräche

Viele Familien jonglieren zwischen Job, Zuhause und Freizeit und verfügen über ein kleines Zeitbudget für bewusste Kommunikation. Sich verabreden, um zusammenzusitzen und gezielt über wichtige Anliegen zu sprechen, hat manchmal wenig Raum im stressigen Familienalltag. Dann kommen noch die „modernen“ Medien dazu: Smartphone, Tablet und Co. beanspruchen auch die Aufmerksamkeit aller Familienmitglieder. Da wird dann bisweilen auf eine Frage hin nur mal eben der Kopf über dem Smartphone für ein knappes „Ja“ gehoben.

Reden macht happy

Dabei ist eine gute Kommunikation innerhalb der Familie immens wichtig, nicht nur für die allgemeine Stimmung, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das seelische Wohlbefinden. Kinder lernen über die Art und Weise, wie in der engsten Familie geredet wird, den Umgang mit Gefühlen und entwickeln dwarüber auch ein Selbstbild. Denn je mehr sie redend über sich preisgeben können, umso wahrgenommener fühlen sie sich.
Dabei kommt es nicht nur darauf an, wie oft Eltern und Kinder miteinander sprechen. Wie sie reden, ist ausschlaggebend. Und zum Reden gehört auch Zuhören – wenn alle durcheinanderquasseln, kann keine anständige Kommunikation zustande kommen.

Wer braucht wie viel?

Manche Kinder sind wahre Plauderer und teilen ungefragt alles mit, was ihnen so durch den Kopf geht. Und andere wiederum sind verbal etwas zugeknöpfter und reden von sich aus weniger. Alles eine Typfrage und völlig normal, auch dass es Phasen gibt, in denen sich Kinder viel mitteilen, um dann wieder in stures Schweigen zu verfallen. Sie sind in ihrer Gesprächsbereitschaft nämlich genauso unterschiedlich wie Erwachsene.

Jetzt erzähl doch endlich mal!

Viele Fragen oder intensives Nachbohren bringen dann manchmal wenig. Typische Ermunterungen wie „Na, wie war´s – jetzt sag doch mal“ wirken bisweilen nicht. Anstelle Sohn oder Tochter zum Reden zu (be)drängen, sollten Sie signalisieren, dass Sie bereit sind, zuzuhören und dass Sie wirkliches Interesse an dem Erzählten haben. Dafür genügen mitunter Gesten: Ein aufmerksamer Blick, eine zugewandte Körperhaltung und ein bestätigendes Kopfnicken können manchmal die Zunge lösen.

Wenn Ihr Kind etwas erzählt, sollten Sie sich darauf
einlassen und erstmal nur aufmerksam zuhören.

Tipps für gute Familiengespräche

Nehmen Sie Ihr Kind als Gesprächspartner ernst
Für Kinder ist es wichtig, dass sie von klein auf die Erfahrung machen, dass sie als Gesprächspartner ernst genommen werden. Wenn Ihr Kind Redebedarf hat, sollten Sie sich bewusst Zeit zum Zuhören nehmen. Denn manchmal brennt etwas auf der Seele, was gleich raus muss. Falls Sie gerade kein Ohr oder keine Zeit für die Anliegen Ihres Nachwuchses haben, hilft auch hier Kommunikation: Sagen Sie Ihrem Kind, dass und warum es gerade ein schlechter Zeitpunkt ist und verabreden Sie sich später für ein Gespräch in Ruhe.

Regelmäßig in der Familienrunde reden
Auch für die ganze Familie ist es aber gut, gemeinsam Themen zu beprechen, die alle betreffen. Dazu können Sie einen kleinen Familienrat einberufen, der einmal in der Woche zu einem festgelegten Zeitpunkt tagt. Ob es um die Aufgabenverteilung im Haushalt geht, den nächsten Urlaub, kleinere Probleme oder wichtige Anliegen – alle sollten gleichberechtigt sein und ihre Meinung offen äußern können. So lernen Kinder über die Kommunikation, Verantwortung zu übernehmen und im Gespräch gemeinsam gute Lösungen zu
finden.

Erst zuhören, dann reden
Bewusstes Zuhören fällt manchmal gar nicht so leicht. Dafür braucht es Zeit und auch so etwas wie Muße, also innere Ruhe. Wenn Ihr Kind etwas erzählt, sollten Sie sich darauf einlassen und erstmal nur aufmerksam zuhören. Aber wichtig ist auch, eine Rückmeldung zu geben. Nicht immer muss das ein längerer Redebeitrag sein. Kleine Gesten oder bestärkende Bemerkungen können signalisieren: „Ich höre Dir zu und verstehe Dich“. Ihr Feedback beziehungsweise Ihre Einschätzung sollten Sie in eigenen Worten zusammenfassen und dabei auf die Gefühle Ihres Kindes eingehen. Etwa, indem Sie diese beschreiben, aber nicht interpretieren.

Lösungen gemeinsam finden
Als Eltern sind Sie es gewohnt, auf das zu reagieren, was Ihnen Ihr Kind erzählt – etwa mit Kommentaren oder Ratschlägen. Vor allem, wenn ein Problem zur Sprache kommt. Die meisten Mütter und Väter versuchen dann verständlicherweise, eine Lösung anzubieten. Damit Ihr Kind die eigenen Emotionen erst einmal richtig einschätzen kann und damit umzugehen lernt, sollten Sie zurückhaltend sein mit „fertigen“ Lösungen. Gehen Sie auf Ihr Kind ein, stellen Sie Fragen, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Und motivieren Sie es dazu, selbst nach Auswegen und Lösungen für problematische Situationen zu suchen.

Und wenn ein Gespräch mal nicht so läuft?
Darüber reden!
In den besten Familien kommt es vor, dass ein Gespräch auch mal aus dem Ruder läuft. Auseinandersetzungen oder Streitereien sind kein Beinbruch. Dann kann der Ton auf beiden Seiten schon mal schärfer werden und das eigentliche Thema aus dem Blick geraten. Das Gespräch sollte dann erstmal abgebrochen werden, damit sich die Erregung bei allen Gesprächsbeteiligten etwas legen kann. Die Kommunikation sollten Sie jedoch nicht abbrechen, sondern das Gespräch wieder aufnehmen, wenn sich alle beruhigt haben. Dann ist es ratsam, darüber zu sprechen, warum das Gespräch so gelaufen ist. Gemeinsam herauszufinden, was die Emotionen so hochgekocht hat, ist eine gute Möglichkeit, das Gesprächsverhalten zu verbessern.

Drei Regeln für ein gutes Gespräch

Regel 1:
Verwenden Sie Ich-Botschaften
Reden Sie im Gespräch von sich selbst und nicht von Ihrem Kind. Anstatt „Du hörst mir nicht zu!“ sollten Sie es beispielsweise so formulieren: „Ich habe das Gefühl, dass Du mir nicht richtig zuhörst.“ So fühlt sich Ihr Kind nicht sofort angegriffen, weil Sie zunächst eine eigene Empfindung beziehungsweise Wahrnehmung mitteilen. Auf diese kann Ihr Kind dann reagieren – indem es seine eigene Auffassung dazu äußert.

Regel 2:
Sagen Sie niemals immer oder nie!
Verallgemeinerungen wie „Immer kommst Du zu spät“ oder „Nie räumst Du Deine Sachen weg“ bringen herzlich wenig. Denn es sind Zuschreibungen, die eine Abwehrhaltung förmlich provozieren. Vermeiden Sie solche Ausdrücke und formulieren Sie stattdessen positive Botschaften, etwa „Ich wünsche mir, dass Du pünktlicher bist.“

Regel 3:
Kritisieren Sie das Verhalten, nicht Ihr Kind!
Ihr Kind und seine Persönlichkeit sollten unantastbar sein. Wenn Sie etwas zu bemängeln haben, dann machen Sie deutlich, dass sich Ihre Kritik auf ein konkretes Verhalten oder eine bestimmte Situation bezieht, aber nicht auf Ihr Kind an sich. Anstelle etwa Tischmanieren mit einem Spruch wie „Du isst wie ein kleines Ferkel“ zu kommentieren, sollten Sie eine klare Aussage wie diese äußern: „Ich finde es nicht schön, wie Du isst.“