Von Anke Breitmaier

Wie sich ihr Kind entwickelt, darauf achten Mamas und Papas sehr genau. Das ist auch gut so: Werden Probleme beispielsweise an Augen, Ohren und Zähnen frühzeitig erkannt, können sie ausgeglichen werden.

Augen

Die Welt im Blick

Die Äuglein blinzeln suchend umher, huschen unruhig nach rechts und links, bis sie Mamas Blick gefunden haben – dann geht ein Strahlen über Babys Gesichtchen und der niedliche Mund verzieht sich zu einem zahnlosen Lächeln. Solche ersten „Sehversuche“ von Säuglingen sind nicht nur Glücksmomente für Eltern, sondern auch wichtiges Training für die Babyaugen, damit sich deren Sehfähigkeit entwickeln kann.

Babys können von Geburt an „gucken“

Schon Neugeborene nehmen ihre Umgebung wahr, aber noch unscharf und unkoordiniert, denn die Sehschärfe wird allmählich ausgebildet. Auch das Zusammenspiel beider Augen muss sich erst entwickeln. Mit etwa einem Jahr erreichen Kinder rund 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen. Richtig sehen zu können, ist für die geistige und motorische Entwicklung von Kindern essentiell. Sehprobleme sollten so früh wie möglich erkannt werden. Nicht nur, damit Kinder beste Entwicklungsvoraussetzungen haben, sondern auch, weil Sehprobleme bei jüngeren Kindern oft besser behandelt werden können als bei älteren.

Das Problem: Sehprobleme sind nicht immer offensichtlich 

Oft gleicht ein Auge die Schwäche des anderen aus, sodass es Kindern gar nicht auffällt. Kleinkinder können ihre Sehdefizite außerdem noch nicht artikulieren, auch darum besteht die Gefahr, dass Eltern lange nicht bemerken, dass ihr Kind schlecht sieht. Hier hilft genaues Beobachten: Wer bemerkt, dass sein Kind Bilder oder Spielzeug ganz nah vor die Augen hält, oder sich häufig die Augen reibt, sollte das augenärztlich untersuchen lassen.

Weitsichtig oder kurzsichtig?

Weitsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel zu kurz ist oder die Brechkraft des Auges zu schwach, wodurch nahe Objekte unscharf erscheinen. Kurzsichtigkeit tritt auf, wenn der Augapfel zu lang oder die Brechkraft zu stark ist, entfernte Objekte wirken dann unscharf.

Weitsichtige Kinder halten Bücher oft weiter weg oder vermeiden Naharbeiten, da sie dabei schnell müde werden oder Kopfschmerzen bekommen. Kurzsichtige Kinder dagegen blinzeln häufig, kneifen die Augen zusammen oder rücken sehr nah an Bücher, Tablets oder den Fernseher heran, weil entfernte Dinge verschwommen erscheinen.

Die richtige Brille fürs Kind: stabil und mit guten Gläsern 

Falls ein Kind eine Brille braucht, sollte diese stabil und aus bruchsicherem Material sein. „Eine gute Kinderbrille ist leicht und sitzt stabil im Gesicht“, fasst Anja Resigkeit vom Sehzentrum Resigkeit in Darmstadt zusammen. Die Fassung müsse optimal passen, damit das Kind auch bei Blickbewegungen durch die Brille gucke und nicht daran vorbei. „Die Gläser müssen klar und deutlich sein, damit Kinder sich gut in die Augen schauen können“, sagt die Augenoptikermeisterin. Deshalb sei eine Entspiegelung gerade bei Kinderbrillen wichtig. Für ganz Kleine gebe es spezielle Modelle: Babybrillen seien häufig scharnierlos und aus gummiartigem Kunststoff, bei Klein- und Schulkindern kommen idealerweise Materialien wie TitanFlex zum Einsatz. „Die Brille federt dann mehr und verbiegt weniger.“

Kann man schlechtes Sehen bei Kindern stoppen? 

Kurzsichtigkeit könne man nicht aufhalten, sagt die Augenoptikerin. „Aber man kann die Geschwindigkeit des Augapfelwachstums reduzieren, sodass sich das Wachstum normalisiert.“ Durch spezielle Gläser oder auch Kontaktlinsen für Kinder und Jugendliche könne die progressive Kurzsichtigkeit gebremst werden. Bei der sogenannten Längenmyopie, einer Form der Kurzsichtigkeit, bei der das Auge zu lang gewachsen ist, können gezielte Maßnahmen das Risiko späterer Augenkrankheiten wie Netzhautablösung oder Makuladegeneration senken. „Hier zählt jede Dioptrie!“ So ein Myopie-Management bietet Anja Resigkeit für Kinder an – darunter versteht man das Bremsen der schnell wachsenden Kurzsichtigkeit (Myopie).

Viel draußen spielen, Sehabstand einhalten

Studien belegen, dass auch tägliches Spielen im Freien das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit eindämmen kann, mindestens zwei Stunden sollten es sein. Optimale Helligkeit und die echte Ferneinstellung geben dem Auge nämlich die richtigen Anreize, nicht mehr zu wachsen. Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass intensive Naharbeit – sei es beim Lesen, bei der Nutzung eines Tablets oder beim Schreiben – auf maximal 1,5 Stunden täglich – zusätzlich zu den Hausaufgaben – begrenzt wird. „Dabei ist ein Abstand von etwa 35 bis 40 Zentimetern ideal, um die Augen nicht zu überanstrengen“, erklärt die Augenoptikermeisterin Anja Resigkeit.

Wenn die Ohren nicht filtern können, wandern die Augen ab

fratz im Interview mit Cordula Helbling, Augenoptikermeisterin
und Trainerin für visuell-auditive Wahrnehmung, die seit über
zehn Jahren Kindern bei der Verbesserung ihrer Wahrnehmung hilft. Seit 2023 testet sie in ihrer eigenen Praxis die altersgerechte Entwicklung der Augen, der Ohren und auch des Gleichgewichtes und das damit verbundene Zusammenspiel dieser Sinne.

Wie hängen Sehen und Hören denn zusammen, wie beeinflussen
sich die Sinneswahrnehmungen
gegenseitig?

Unser Gehirn muss die Informationen von den verschiedenen Sinnen zusammenfügen, um eine umfassende Wahrnehmung der Umgebung zu ermöglichen. Sehen und Hören sind dabei die zwei wichtigsten Sinne. Wir bekommen zwar etwa 80 Prozent unserer Informationen über die Augen, aber die Ohren sind unser kontinuierlicher Warnsinn. Sie sind 24 Stunden am Tag aktiv und sollen uns helfen, potenzielle Gefahren zu erkennen. Das Zusammenspiel dieser beiden Sinne ist besonders wichtig, wenn es darum geht, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Wenn die Ohren noch nicht gelernt haben, das zu unterscheiden, kann dies zu einer Beeinträchtigung der visuellen Aufmerksamkeit, sprich der Augen, führen.

Können Sie da mal ein Beispiel nennen?

Eines dafür ist das Verhalten in einem Klassenzimmer. Wenn die Ohren noch nicht trainiert sind, wichtige von unwichtigen Geräuschen zu unterscheiden, kann jedes unerwartete Geräusch dazu führen, dass die Augen kurzzeitig von der Aufgabe abgelenkt werden. Die Augen verlassen also das Heft oder die Tafel, um die vermeintliche Gefahr zu überprüfen, und müssen dann mühsam wieder die richtige Stelle im Heft oder an der Tafel wiederfinden. Dieser Prozess beeinträchtigt die Konzentration und das Lernen erheblich.

Für die Entwicklung dieses Prozesses dürfen die Kinder sich von Natur aus zwischen vier und 14 Jahren Zeit lassen. Aber in der Regel fordert die Schule bereits zuvor, z. B. bei Textaufgaben, diesen Prozess des analytischen Sehens und Hören ein.

Für Kinder gibt es Vorsorgeuntersuchungen, bei denen Augen und Ohren überprüft werden. Wann sollten Kinder zu einer zusätzlichen Kontrolle zu Ihnen kommen?

Das ist richtig, bei den Vorsorgeuntersuchungen wird die Funktionstüchtigkeit von Augen und Ohren überprüft. Aber es wird eben nicht die Wahrnehmung, also das Zusammenspiel dieser Sinnesorgane getestet. Kinder sollten zu einer zusätzlichen Kontrolle kommen, wenn bestimmte Anzeichen auf eine mögliche Verzögerung der Wahrnehmungsentwicklung hinweisen. Das können zum Beispiel Lern- und Konzentrationsstörungen, Kopfschiefhaltung, Lichtempfindlichkeit, kurzer Lese- und Schreibabstand oder Buchstabenverwechselungen sein.
Sehen ist ein komplexer Prozess, der sich erst entwickeln bzw. erlernt werden muss.

Deshalb bedeutet eine gute Sehleistung nicht automatisch auch eine gute Wahrnehmung.

Für eine gute automatisierte Wahrnehmung (analytisches Sehen) müssen folgende Prozesse vollständig erlernt worden sein: Folgebewegungen der Augen und Blicksprünge, Winkeleinstellungen, Scharfstellen und Zusammenarbeit der beiden Augen (3-D-Sehen).

Sonst können sich dieAu genver irr en, dann tanzen die Buchstaben, man steht im Nebel und bie Buchstaden sind verbreht.

Das ist mal ein anschauliches Beispiel dafür, wie das dann aussehen kann.

Können Sie Kinder behandeln, wenn die Tests Defizite aufweisen?

Wenn sich in einem der getesteten Bereiche eine Verzögerung der Entwicklung zeigt, kann diese in einem individuellen Wahrnehmungstraining nachgearbeitet werden. Die Dauer des Trainings ist unterschiedlich, dabei kommt es auf die jeweils benötigten Entwicklungsprozesse an. Die Trainings werden darum immer an jedes Kind einzeln angepasst.

Kontakt
Auge & Ohr – Lernen mit allen Sinnen
Praxis für visuell-auditives Wahrnehmungstraining
Inhaberin Cordula Helbling
Heidelberger Landstraße 221 a
64297 Darmstadt
Telefon: 06151 95 56 45
E-Mail: kontakt@auo-da.de
Web: www.augeundohr-darmstadt.de

Ohren

Genau hingehört!

Das Gehör spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern. Ihre Ohren sind sehr empfindlich, viele unserer modernen Lebensgewohnheiten setzen ihre kleinen Hörorgane gewaltig unter Druck.

Die ständige Geräuschkulisse in der Schule, Beschallung an öffentlichen Orten, laute Musik über Kopfhörer, Lärm durch Fernseher, Tablets oder Verkehr und sogar das häufige Benutzen von Wattestäbchen stressen das Gehör. Auch häufiger Schnupfen oder unbehandelte Ohrinfektionen belasten das empfindliche Innenohr.

Damit Kinderohren nicht das Hören vergeht

Babys kommen mit einem gut entwickelten Gehör zur Welt, es ist sogar schon ab dem siebten Schwangerschaftsmonat aktiv. Säuglinge hören hohe Töne besser als tiefe und erkennen vertraute Stimmen, besonders die der Mutter. Anfangs ist ihr Gehör noch gedämpft, da das Mittelohr von Fruchtwasser befreit werden muss. In den ersten Monaten verfeinert sich das Hören dann schnell. Je mehr Kinder lauten Geräuschen ausgesetzt sind, desto mehr wird ihr Gehör beansprucht. Diese anhaltende Lärmbelastung kann nicht nur das Hörvermögen beeinträchtigen, sondern auch Stress und Konzentrationsprobleme verursachen.

Direkt im Ohr kann direkt schaden

Ein Problem sind auch die bei Kindern beliebten In-Ear-Kopfhörer. Sind sie zu laut eingestellt und werden zu lange getragen, können dauerhafte Hörschäden entstehen. Denn über die Hörstöpsel im Gehörgang werden die Schallwellen direkt ins Ohr gesendet, wo sie das empfindliche Gewebe im Innenohr schädigen können. Besonders gefährlich ist das, weil das Gehör von Kindern und Jugendlichen noch in der Entwicklung ist.

Öfter leiser machen!

Empfehlenswert sind spezielle, kindgerechte (Over-Ear-)Kopfhörer mit Lautstärkebegrenzung, da dies den Druck im Ohr verringert. Zu lautes Hören kann die Fähigkeit beeinträchtigen, feine Unterschiede in Lauten zu erkennen, was für die Sprachentwicklung wichtig ist. Konzentrationsstörungen oder Probleme beim Sprachverständnis sind auch möglich, da das Ohr bei einer Schädigung nicht mehr in der Lage ist, alle Klangnuancen klar zu erfassen.

Die ständige Geräuschkulisse in der Schule, Beschallung an öffentlichen Orten, laute Musik über Kopfhörer, Lärm durch Fernseher, Tablets oder Verkehr und sogar das häufige Benutzen von Wattestäbchen stressen das Gehör. Auch häufiger Schnupfen oder unbehandelte Ohrinfektionen belasten das empfindliche Innenohr.

Damit Kinderohren nicht das Hören vergeht

Babys kommen mit einem gut entwickelten Gehör zur Welt, es ist sogar schon ab dem siebten Schwangerschaftsmonat aktiv. Säuglinge hören hohe Töne besser als tiefe und erkennen vertraute Stimmen, besonders die der Mutter. Anfangs ist ihr Gehör noch gedämpft, da das Mittelohr von Fruchtwasser befreit werden muss. In den ersten Monaten verfeinert sich das Hören dann schnell. Je mehr Kinder lauten Geräuschen ausgesetzt sind, desto mehr wird ihr Gehör beansprucht. Diese anhaltende Lärmbelastung kann nicht nur das Hörvermögen beeinträchtigen, sondern auch Stress und Konzentrationsprobleme verursachen.

Direkt im Ohr kann direkt schaden

Ein Problem sind auch die bei Kindern beliebten In-Ear-Kopfhörer. Sind sie zu laut eingestellt und werden zu lange getragen, können dauerhafte Hörschäden entstehen. Denn über die Hörstöpsel im Gehörgang werden die Schallwellen direkt ins Ohr gesendet, wo sie das empfindliche Gewebe im Innenohr schädigen können. Besonders gefährlich ist das, weil das Gehör von Kindern und Jugendlichen noch in der Entwicklung ist.

Öfter leiser machen!

Empfehlenswert sind spezielle, kindgerechte (Over-Ear-)Kopfhörer mit Lautstärkebegrenzung, da dies den Druck im Ohr verringert. Zu lautes Hören kann die Fähigkeit beeinträchtigen, feine Unterschiede in Lauten zu erkennen, was für die Sprachentwicklung wichtig ist. Konzentrationsstörungen oder Probleme beim Sprachverständnis sind auch möglich, da das Ohr bei einer Schädigung nicht mehr in der Lage ist, alle Klangnuancen klar zu erfassen.

Zähne

Gesunde Zähnchen zeigen

Pflegebedürftig ab Zahn #1

Der Durchbruch der ersten Milchzähne im Alter von etwa sechs Monaten ist für Eltern ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, weil das Zahnen mitunter von unruhigen Nächten und viel Geschrei begleitet wird.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die winzigen Milchzähne im Kiefer nach oben durch das Zahnfleisch schieben, bis sie zum Vorschein kommen. Die Milchzähne sind von Geburt an im Kiefer angelegt, die Schneidezähne im Unterkiefer schaffen zuerst den Durchbruch, dann folgen die Eck- und Backenzähne.

Zähne in Zahlen: vom ersten Durchbruch bis zum Weisheitszahn

Mit zweieinhalb bis vier Jahren sind dann alle 20 Milchzähne da. Zwischen sechs und acht Jahren fallen diese ersten Zähnchen nach und nach aus: Zuerst die Schneide-, danach Eck- und Backenzähne. Sie machen Platz für die bleibenden Zähne. Übrigens: Erst mit 15 Jahren ist das Erwachsenengebiss mit insgesamt 32 Zähnen vollständig ausgebildet. Wobei nicht jeder auf diese Zahnzahl kommt, denn nicht alle Menschen haben vier Weisheitszähne, bei manchen wachsen nur ein oder zwei, bei anderen gar keine. Diese hintersten Backenzähne im Gebiss brechen meist zwischen dem 17. und 25. Lebensjahr durch, können aber auch später, sogar noch in höherem Alter z. B. mit 40 Jahren wachsen.

Bis zum achten Lebensjahr sollten Eltern nachputzen

Milchzähne haben eine dünnere Zahnschmelzschicht, deswegen sind sie kariesanfälliger und können eher beschädigt werden als bleibende Zähne. Sie dienen als Platzhalter für die nachfolgenden Zähne und gefährden diese, wenn sie von Karies betroffen sind. Denn die Kariesbakterien können sich in der gesamten Mundhöhle ausbreiten. Deshalb müssen sie gründlich geputzt werden: sobald die ersten Zähne durchbrechen mindestens einmal täglich mit einer weichen, angefeuchteten Kinderzahnbürste und einer erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta. Bis das Kind ordentlich und sauber in Schreibschrift schreiben kann, was meist erst nach dem zweiten Schuljahr, also im Alter von ca. acht Jahren der Fall ist, sollten Eltern immer nachputzen.

Die wichtigste Empfehlung:
Kinderzähne abends konsequent nachputzen

fratz im Interview
mit der Zahnärztin Dr. Antje Hesse,
Leiterin der Kinderzahnheilkunde im MVZ Dr. Baumstieger + Kollegen in Darmstadt.

Welche zahnmedizinischen Herausforderungen – abgesehen von Karies – begegnen Ihnen in der Kinderpraxis, fallen dabei auch aktuelle Trends auf?

Neben dem Problem der frühkindlichen Karies, an der 14 Prozent aller Dreijährigen leiden, kommen bereits vorher schon auf Empfehlung des Kinderarztes oder der Hebamme die allerkleinsten Patienten zu uns: Säuglinge, oft erst ein paar Tage alt, mit stark verkürztem Zungenbändchen, das chirurgisch durchtrennt werden muss, damit keine Still-, Trink- und später Sprachprobleme und Einschränkungen in der Lautbildung auftreten. Hier helfen wir sehr gerne und gehen einfühlsam auf die Eltern und das Kind ein. Dies ist unser Hauptaugenmerk, auch bei der Behandlung älterer Kinder und altersentsprechend auch der Jugendlichen, die mit anderen Problemen zu kämpfen haben, wie z. B. Zahnfehlstellungen oder Schmelzbildungsdefekte der bleibenden Zähne. Auch hier ist neben der Behandlung ein sorgsamer Umgang unabdingbar.

Wenn bereits die Milchzähne von Karies befallen sind, wie kritisch ist das langfristig – und gibt es noch effektive Maßnahmen, um das Ruder herumzureißen?

Das ist sehr kritisch und kann gravierende Folgen haben, da die bleibenden Zähne geschädigt werden können. Oft hört man den Irrglauben, die Milchzähne fallen ja eh aus. Das Problem dabei: Sie fallen nicht alle gleichzeitig aus, sondern erst nach und nach in einem langen Zeitraum vom sechsten bis zum 12. Lebensjahr. Jede noch so kleine Karies sollte zeitnah behandelt werden, um die restlichen Zähne zu schützen und weitere Infektionen durch Bakterien zu vermeiden. Ein regelmäßiger Zahnarztbesuch, gründliches Zähneputzen und Nachputzen der Eltern, die Verwendung von Zahnpasta mit Fluorid sowie Wasser als Hauptgetränk können das Risiko stark minimieren. Auch einfache Tricks wie das kurze Ausspülen mit Wasser nach jedem Essen, das Mitputzen der Zunge, die Verwendung von Kinderzahnseide und das Benutzen von eigenem Besteck, Teller und Becher minimieren das Risiko der Ansteckung und Ausbreitung einer Karies erheblich.

Liegt eine Neigung zu Zahnproblemen in der DNA? Erben Kinder schlechte Zähne oder spielen Zahnpflege, Ernährung und Umweltfaktoren die Hauptrolle?

Karies an sich ist nicht erblich, allerdings spielen Faktoren wie die Härte und Zusammensetzung des Zahnschmelzes, der Bakterienflora der Mundhöhle, die Speichelzusammensetzung und schlechte Ernährungs- und Putzgewohnheiten eine große Rolle. Auch das Immunsystem hat einen gewissen Einfluss auf die Schwere und den Verlauf. Jedoch: Die Bakterien selbst und nicht die genetische Voraussetzung lösen die Karies aus. Es ist daher außerordentlich wichtig, eine gründliche Mundhygiene zu betreiben.

Können präventive Maßnahmen wie Fluoridierung und Fissurenversiegelung frühzeitig eine dauerhafte Schutz-
barriere für Kinderzähne bilden?

Ja, absolut! Die lokale Fluoridierung zum Beispiel wird von unserem staatlichen Gesundheitssystem sogar unterstützt: Neben der häuslichen Nutzung von Zahnpasta mit Fluorid und fluoridhaltigem Speisesalz haben alle Kinder ab sechs Jahren sogar das Recht auf eine halbjährliche Individualprophylaxe in der Praxis, bei der mit dem Kind die Putztechnik geübt und ein Mundhygienestatus erstellt wird und anschließend eine lokale Fluoridierung aller Zähne erfolgt. Das ist ein tolles Programm, was die Kinder gern bereitwillig mitmachen, gerade weil sie da auch mal wirklich was mitmachen können. Die Zähne werden angefärbt, das ist spannend zu beobachten und man sieht genau, ob gut geputzt wurde oder nicht. Auch durch die Versiegelung von Zähnen senkt man das Kariesrisiko enorm. Dabei werden die tiefen, für die Zahnbürste schlecht erreichbaren Furchen und Rillen des Zahnes mittels Fissurenversiegler zugedeckt, was für die Kinder wirklich ganz einfach und völlig schmerzfrei ist und zudem jahrelang hält.

Wie fördern Eltern die Zahngesundheit  ihrer Kinder, was ist Ihre wichtigste Empfehlung?

Die wichtigste Empfehlung für die Eltern ist, die Kinderzähne jeden Abend konsequent mit fluo-ridhaltiger Zahnpasta nachzuputzen, von allen Seiten inklusive der Zunge, auch wenn man müde ist. Das macht so viel aus! Und nachts: Nur Wasser trinken!

Kontakt
MVZ Dr. Baumstieger + Kollegen
Zentrum für Zahngesundheit
Frankfurter Straße 3
64293 Darmstadt
Telefon: 06151 21202
E Mail: info@baumstieger.de
Web: www.baumstieger.de