Die Stiftung Kindergesundheit informiert über die häufigen „banalen“ Infekte bei Kindern: Wie man sie behandelt und was Eltern zur Vorbeugung tun können.

Kaum ist der eine Infekt überstanden, bringt manches Kind bereits den nächsten mit nach Hause. Das ist leider keine Seltenheit: Junge Eltern müssen damit rechnen, dass ihr Baby im ersten Lebensjahr acht bis zehn Mal mit Erkältungsviren angesteckt wird. Kindergartenkinder laufen 12- bis 15mal, manchmal sogar bis zu 18mal im Jahr über Wochen mit einer „Rotznase“ herum. Selbst Kinder, die im ersten Lebensjahr von ansteckenden Krankheiten verschont blieben, holen das spätestens beim Eintritt in eine  Kindertagesstätte  oder in den Kindergarten nach. „Wenn kleine Kinder zusammenkommen, können sie sich gegenseitig mit Krankheiten anstecken. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit, die allen Eltern lange bekannt ist“, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt an der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Diese Infekte sind zwar meist unangenehm und belastend, oft aber auch wichtig und notwendig, weil sie das Immunsystem trainieren. Krippenkinder sind anfänglich häufiger krank als Hauskinder, das könnte sich aber längerfristig mit einer höheren Widerstandskraft und weniger Infekten im späteren Kindergarten- oder Schulalter auszahlen“. Die Ärzte  sprechen zwar verniedlichend von „banalen“ Infekten. Rechnet man aber aus, dass ein kleines Kind womöglich drei bis vier Monate im Jahr krank ist, versteht man, dass die Eltern das keineswegs banal finden. Eine unglaubliche Fülle von Viren und anderen Erregern attackiert ständig den Organismus des Kindes und führt entweder zu einer „stillen Feiung“ – das heißt, zu einer unbemerkten Auseinandersetzung des Körpers mit den Erregern – oder  zu mehr oder weniger ernsthaften Erkrankungen. „Viele Infektionen sind gewissermaßen Kinderkrankheiten, die man durchmachen muss, um später dagegen immun  zu sein“, so Professor Koletzko.

Wann ist die Ansteckungsgefahr am größten?

In der kalten Jahreszeit – und die dauert bei uns vom Spätherbst bis Ende April, oft auch bis zu den Eisheiligen Mitte Mai. Die Kälte spielt allerdings nicht die wichtigste Rolle, denn die meisten Viren sterben sogar an der frischen Luft ab. Bei schlechtem Wetter leben die Kinder  auf engem Raum zusammen und die Erreger finden leichter ihre Opfer.

Wie stecken sich Kinder an?

Entgegen der weitverbreiteten Annahme werden Infektionserreger am häufigsten über die  Hände übertragen und nicht durch Speicheltröpfchen beim Husten oder Niesen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme. Die Erklärung liegt in dem ihrem Alter entsprechenden unhygienischen Verhalten: Kleine Kinder stecken vieles in den Mund, fassen alles an und haben auch die Finger häufig im Mund.

Was hilft bei Husten und Schnupfen?

„Antibiotika sind bei Husten und Schnupfen meist unnötig“, unterstreicht Professor Koletzko mit großem Nachdruck. Sie richten nichts aus gegen die Viren, die in aller Regel hinter der Erkältung stecken. Hustenblocker sind meist nur bei starkem Reiz-oder Krampfhusten notwendig, wenn zum Beispiel das Kind keine Nachtruhe mehr findet und dadurch sehr  erschöpft ist. Ansonsten sollte der durchaus nützliche Hustenreiz nicht unterdrückt werden, damit das Kind Schleim und Krankheitserreger wieder loswird. Trockene, warme Luft im Zimmer verstärkt den Hustenreiz.  Gegen eine Austrocknung der Schleimhäute braucht das Kind feuchte Luft in seinem Zimmer, am besten lässt man kühle Luft herein und hängt nasse Handtücher über die Bettgitter.

Wie beugt man Ansteckungen vor?

Einen aktiven Schutz gegen ansteckende Krankheiten bieten folgende Dinge: Mit der  Muttermilch bekommt das Kind wichtige Schutzfaktoren, die in den ersten Lebensmonaten gegen die meisten Kinderkrankheiten wirksam sind. Durch vernünftige Trainings-maßnahmen kann die Widerstandskraft der Kinder gesteigert werden. Es gibt fast kein Wetter, bei dem Kinder nicht draußen spielen und toben können. Ebenfalls wichtig: Das Kind nicht zu warm anziehen! Auch das Kinderzimmer sollte  nicht überheizt sein. Die richtige Temperatur beträgt tagsüber nicht über 22 Grad, nachts höchstens 15 bis 18 Grad. Wichtig ist auch, dass vor Eintritt in den Kindergarten der Impfschutz des Kindes überprüft wird und fehlende Impfungen nachgeholt werden. Die empfohlenen Standardimpfungen schützen das Kind gegen die lebensgefährlichen Krankheiten Diphtherie, Wundstarrkrampf, Kinderlähmung und HIB und sie bieten Schutz vor der riskanten Ansteckung mit Keuchhusten, Masern, Röteln, Mumps, Windpocken und Hepatitis B. Und natürlich besonders wichtig: Absolutes Rauchverbot in einem Kinderhaushalt!

Wie lange besteht „Nestschutz“ gegen Krankheitserreger?

Gegen einige Krankheiten wird das Baby bereits im Mutterleib „geimpft“: Es enthält über das Blut der Mutter Abwehrstoffe, die es nach der Geburt noch mehrere Monate vor  bestimmten Infektionen schützen. Voraussetzung: Die Mutter hat die jeweilige Krankheit früher selbst durchgemacht oder ist dagegen geimpft worden. Gegen Diphtherie und Tetanus sind Babys fünf bis sieben Monate geschützt. Gegen Masern sogar zehn Monate – aber nur, falls die  Mutter die Krankheit selbst durchgemacht hat. Ist sie gegen Masern geimpft worden, hält der durch die abgeschwächten Impfviren vermittelte Nestschutz nur bis zum sechsten Monat. Vor Röteln sind Babys bis zum fünften Monat weitgehend sicher, vor Mumps während der ersten sechs bis acht Lebensmonate. An Windpocken erkranken Babys meist erst nach dem vierten Monat. Keinen Nestschutz gibt es gegen Keuchhusten, Scharlach,  Tuberkulose und den Meningitis-Erreger HIB. Auch der Nestschutz gegen Kinderlähmung ist nicht zuverlässig.