Von Anke Breitmaier
Ab sofort gibt nämlich der Schulalltag den Takt an, vom morgendlichen Aufstehen bis zum Urlaubmachen. Für Sie als Mutter oder Vater ist das eine ganz schöne Herausforderung – denn Sie managen das Ganze. Was in den Ranzen kommt, wann es morgens losgeht und wie Sie Ihre Kinder beim Lernen und bei den Hausaufgaben unterstützen können, ist überall nachzulesen. Hier sind mal etwas andere Tipps.
Elterntaxi
„Ach komm, ich fahr Dich schnell!“ – damit der Nachwuchs pünktlich ins Klassenzimmer kommt, übernehmen Eltern gerne Fahrdienste. Eigentlich ist das lieb gemeint und tut ja auch Mutter und Vater gut. Denn die wissen dann sicher, dass ihr Kind auch wirklich in der Schule angekommen ist. Aber immer gut ist das nicht. Erstens verstopfen Elterntaxis gerne mal die Straßen rund um eine Schule und werden damit zur potenziellen Gefahr für die Schüler, die nicht gefahren werden. Außerdem lernen so vor allem jüngere Kinder nicht, den Schulweg alleine zu bewältigen. Und fürs Klima ist das auch keine feine Art. Also überlegen Sie lieber, ob der elterliche Transportservice wirklich (immer) nötig ist.
Jugendschutz
Kinder sollen in einer sicheren, altersgerechten Umgebung aufwachsen. Damit das gewährleistet ist, regelt das Jugendschutzgesetz einiges. Zum Beispiel, wie lange Mädchen und Jungen abends ausgehen dürfen. Ab 12 Jahren dürfen Kinder von Rechts wegen eigene offizielle Handlungen ausführen, wobei jedoch weiterhin die Erlaubnis der Eltern erforderlich ist. Sie dürfen etwa ein eigenes Konto eröffnen, ohne Begleitung ins Kino gehen, sofern die Vorstellung bis 20 Uhr beendet ist, und sich in Begleitung zeitlich unbeschränkt in Gaststätten ober bei Tanzveranstaltungen (Schülerdiscos, etc.) aufhalten. Als Eltern sollten Sie die Basics kennen und sich daran orientieren. Das kann auch ein wichtiges Argument sein, wenn Ihr Kind sich beschwert, dass es zu wenig darf. Hier können Sie sich auf das Jugendschutzgesetz berufen, das wirkt manchmal Wunder. Was wann gesetzlich erlaubt ist, können Sie hier nachlesen:
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinder-jugendliche/kinder-jugendschutz.
Nichtstun
Nichts zu tun zu haben ist prima! Denn wer Langeweile hat, gewinnt wertvolle Zeit. Vergehen die Tage ansonsten in der durchgeplanten Routine wie nichts, halten wir in „lang weiligen“ Phasen inne. Das ist eine Chance, achtsamer mit den eigenen Ressourcen umzugehen und Aktivitäten nicht abzuhaken, sondern zu genießen. Kinder müssen erst lernen, unverplante Zeit auszuhalten und positiv zu nutzen. Das gelingt ihnen nur, wenn sie öfter auch mal nichts zu tun, sprich: Langeweile haben.
Taschengeld
Durch eigenes Geld lernen Kinder den verantwortungsvollen Umgang damit. Wie viel in welchem Alter angemessen ist, findet man in der vom Jugendamt herausgegebenen Taschengeldtabelle 2024. Demnach sind für 6- bis 7-Jährige 2 bis 3 Euro pro Woche angebracht, 8- bis 9-Jährige sollten 4 bis 5 Euro wöchentlich bekommen. Danach wird empfohlen, das Taschengeld monatlich auszuzahlen, damit die Kinder lernen, damit hauszuhalten. 10- bis 11-Jährige sollten 18 bis 20 Euro pro Monat bekommen, 12- bis 13-Jährige 25 bis 30 Euro.
Fragen Sie richtig
„Wie war‘s heute in der Schule?“ Auf so eine Frage bekommen Sie vermutlich auch eine entsprechend x-beliebige Antwort, à la „Gut!“ Damit ist das Gespräch dann oft schnell beendet. Dabei ist es wichtig, dass Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über seine Schulerfahrungen sprechen. Fragen Sie genauer nach, etwa was das Beste an dem Tag war, und ob es nicht so gute Erlebnisse gab. Dies zeigt Ihrem Kind, dass Sie an seinem Schulalltag wirklich interessiert sind und es unterstützen. So bleiben Sie nah dran an Ihrem Kind und fragen es nicht nur kurz ab, wenn es aus der Schule kommt.
Mediennutzung
Wie lange darf abends auf WhatsApp geschrieben werden? Wie oft darf pro Woche am Computer gezockt werden? Wie viel fernsehen ist erlaubt? Dem Medienkonsum ihrer Kinder sollten Eltern eine Struktur geben und verbindliche Regeln aufstellen, etwa feste Medienzeiten. Der Medienratgeber SCHAU HIN! (www.schau-hin.info) gibt diese Richtwerte an: Kinder bis 5 Jahre sollten höchstens eine halbe Stunde am Stück pro Tag Medien nutzen, Kinder zwischen 6 und 9 Jahren bis zu einer Stunde am Stück pro Tag. Übrigens: Ein Smartphone sollten Kinder erst dann bekommen, wenn Eltern sicher sind, dass ihr Kind die Gefahren des Internets kennt und weiß, wie es sich schützt. Diese Reife erreichen Kinder ungefähr im Alter von 12 Jahren.
Rasenmähereltern
Eigentlich will keiner „so“ sein, aber irgendwie steckt doch in uns allen ein ausgewachsener Beschützerinstinkt, der uns dazu veranlasst, über unsere Kids zu wachen. Es muss ja nicht gleich ganz extrem sein, obwohl die Grenzen sicherlich fließend sind. Als Helicoptereltern werden gerne mal Mütter und Väter bezeichnet, die immer in Alarmbereitschaft über ihren Kleinen kreisen, um einzuschreiten, wenn eine potenzielle Gefahr am Horizont auftaucht. Rasenmäher-Eltern gehen noch einen Schritt weiter. Anstatt ihre Kinder nur aus der Nähe zu überwachen, machen sie ihnen gleich den Weg frei: Sie räumen jedes Hindernis zur Seite und glätten alle Unebenheiten, die auftaucht. Das ist alles gut gemeint und geschieht eigentlich aus Liebe – aber Sie sollten Ihre Fürsorgebestrebungen zwischendurch immer wieder auf den Prüfstand stellen und überlegen, ob es nicht vielleicht doch etwas zuviel des Guten ist.
Krisen
Schlechte Noten, Streit mit Freunden oder Misserfolge im Sport – solche Probleme müssen Kinder alleine durchstehen können, um daraus fürs Leben zu lernen. Sie brauchen auch schlechte Erfahrungen, um zu erfahren, dass Niederlagen nicht das Ende der Welt bedeuten. An Problemen kann man wachsen und daraus lernen, wie man Krisen bewältigt. Das wappnet Kinder für zukünftige Aufgaben. Denn klar ist: Irgendwann müssen die Kleinen in die große Welt da draußen, in der nicht alle Menschen um ihre Bedürfnisse kreisen und Mama oder Papa nicht mehr Gewehr bei Fuß dastehen, wenn Schwierigkeiten auftauchen.
WhatsApp-Elterngruppen
Sie sind beliebt, um über die schulischen Aktivitäten der Kinder auf dem Laufenden zu bleiben. Auch klassenrelevante Belange und Infos lassen sich darüber schnell abklären. Elterngruppen bei WhatsApp haben aber auch einige Tücken. Falls Sie eine solche Gruppe einrichten oder nutzen, sollten die Regeln klar sein. Denn schnell kann es zu Missverständnissen kommen oder Infos werden falsch weitergegeben – mit unangenehmen Folgen für alle. Auch Chats, in denen über Klassenarbeitsinhalte und das Hausaufgabenpensum diskutiert werden, eskalieren schnell mal. Am besten legen Sie vorher fest, wofür die Gruppe da ist und was tabu sein sollte. Daran sollten sich dann alle halten. So wird der Austausch von wichtigen Infos über diesen Kanal wirklich nützlich.
Y wie Yippie
Ihr Kind hat einen harten Schultag gemeistert, sich getraut, der Lehrerin zu sagen, dass es eine Note nicht fair findet oder einen neuen Freund gefunden? Feiern Sie solche kleinen Schulerlebnisse ruhig mal etwas größer. Es müssen nicht immer Bestnoten sein, die zu Jubel veranlassen. Es sind die kleinen, alltäglichen Ereignisse, die gewürdigt werden sollten. Das trainiert auch die Aufmerksamkeit und fördert die Fähigkeit, achtsam für die kleinen Dinge des Lebens zu sein.
Urlaub
Auszeiten sind für Kinder ebenso wichtig wie für Eltern, gemeinsame Reisen stärken den Familienzusammenhalt und helfen uns, ein bisschen Abstand vom stressigen Alltag zu bekommen. Aber in den Schulferien sollte auch Zeit für Hobbies, für Freunde und fürs Abhängen bleiben. Fahren Sie, wenn es geht, nicht gleich nach der letzten Schulstunde los, sondern planen Sie ein bisschen Vorlauf ein. Dann wird es für alle etwas entspannter. Auch das Nachhausekommen sollte so getimet sein, dass nicht nachts der Flieger landet und wenige Stunden später schon wieder der Wecker für den ersten Schultag nach den Ferien klingelt.