Es ist kein familiäres oder altersspezifisches Problem: Wir alle haben schon mal die Zeit bei der Mediennutzung vergessen. Egal ob beim Serienschauen, das durch die Autoplay-Funktion doch noch eine Episode dranhängt, oder dem Schmökern in der Lieblingszeitschrift.
Dabei ist es wichtig sich und seinen Kindern einzugestehen, dass Mediennutzung nicht ausschließlich mit „sinnvollen“ Zielen verbunden sein muss und Smartphone und Tablet nur als reines Recherche- und Informationsmedium nutzbar sind. Auch die Funktion zum Relaxen, Chillen oder Spielen kann eine Sinnhaftigkeit innehaben. Trotzdem gehen gerade bei letzterem die erzieherischen Alarmglocken an und man wünscht sich einheitliche Regeln und Vorgaben, an die sich alle halten bzw. auf die man sich berufen kann.
Mediennutzungszeiten
Gerade jetzt nach den Sommerferien, wo die gewohnten Routinen für Kindergarten- und Schule wiedergefunden werden müssen, ist es vielen Eltern wichtig, die Mediennutzungszeiten ihrer Kinder zu thematisieren und hier gleichermaßen eine Struktur einzubringen. Der Wunsch nach einem einheitlichen Prinzip, ähnlich dem Taschengeldparagrafen, wird häufig geäußert und auch die Frage nach dem „wie viel in welchem Alter“ ist die am häufigsten gestellte Frage auf unseren Elternabenden.
Viele Studien und Medienexperten haben sich dieser Frage angenommen und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen und Empfehlungen. Doch wie sind solche Anregungen in der familiären Realität umzusetzen? Und eine weitere Frage knüpft daran an: Kennen diese Studien Ihre Kinder und wissen sie wie medienaffin sie sind bzw. wie viel Bildschirmzeit sie vertragen oder wie die Inhalte aussehen? Wichtige Fragen, um eine angemessene Regelung in der eigenen Familie zu finden.
Ein gemeinsamer Medienplan, den alle verstehen und hinter dem alle stehen
Der Umgang mit Mediennutzungszeiten ist ein Lernprozess, zu dem auch Fehler gehören. Die wenigsten Kinder geben auf dem Höhepunkt des Spiels oder mitten im Chatverlauf ihre Geräte freiwillig ab, ebenso wenig wie Kinder nach genau fünf Gummibärchen die Tüte unaufgefordert weglegen. Es ist ein Prozess, der regelmäßig thematisiert und angepasst werden muss. Auch wenn es anstrengend für die Eltern ist.
Eine gute Methode hat sich im gemeinsamen Aushandeln und festlegen von Medienzeiten bewährt, also Kinder, Geschwister, Eltern und ggf. im Haushalt lebende Großeltern zusammen. Hierbei zeigt sich ein interessanter Effekt: Kinder geben oftmals viel strengere Regeln und Konsequenzen vor und gleichzeitig wird der Prozess der Selbstverantwortung für die eigene Mediennutzung immens gefördert. Im Austausch mit anderen Eltern hört man sehr kreative Auslegungen, von inhaltlichen Differenzierungen, bis hin zu Uhrzeitlimits oder Wochenkontingenten. Eine mögliche Vorlage für eine solche Planung findet man u.a. unter www.mediennutzungsvertrag.de.
Und trotz dieser Hilfestellung wird das Thema „Mediennutzungsdauer“ weiterhin ein emotionales und konfliktbesetztes Thema bleiben. Aber zum Trost für alle Eltern: In den Medienseminaren geben Kinder manchmal zu, dass sie den Job der Medienzeitregulierung in der Familie nicht haben wollten und ab und zu froh sind, durch die Regulierung dem Stress in der Chatgruppe zu entgehen.
Anne Schmitt für MuK Hessen