Lebensretter aus der Luft

Der Klang der Rotorblätter ist unverkennbar und meist hört man ihn, bevor er am Himmel zu sehen ist: Der Hubschrauber.

Text von Manuela Simon, ADAC Hessen-Thüringen e.V.

Besonders auffällig sind die knallig gelben Helikopter. Sie gehören zur Flotte der ADAC Luftrettung, eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas, die von 38 Stationen startet. Aber wann kommt überhaupt ein Rettungshubschrauber, wie wird er alarmiert und wie läuft ein Einsatz ab? Wir blicken hinter die Kulissen.

Die ADAC Luftrettung ist Teil des deutschen Rettungsdienstsystems und wird über die Notrufnummer 112 von der Rettungsleitstelle alarmiert. Der Rettungshubschrauber kommt zu medizinischen Notfällen, die einen Notarzteinsatz erforderlich machen, also beispielsweise Unfälle mit Schwerverletzten, Badeunfällen oder ein Herzinfarkt. Darüber hinaus wird der Hubschrauber angefordert, wenn ein schneller Transport eines Patienten in eine Spezialklinik notwendig ist. Speziell mit einer Seilwinde ausgerüstete Rettungshubschrauber sind bei der Rettung aus Bergnot im Einsatz.

Einsatzgrund Nummer eins (32 Prozent) waren im vergangenen Jahr Verletzungen nach Unfällen, wie Verkehrs-, Freizeit-, Sport-, Arbeits- oder Schulunfälle. Dahinter folgen mit 26 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 13 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei sieben Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.

Die Crew eines Rettungshubschraubers besteht immer aus mindestens drei sehr gut miteinander eingespielten Personen: Pilot, Notarzt und Rettungsfachpersonal. An Luftrettungsstationen mit Rettungswinde ist als viertes Mitglied ein Windenoperator an Bord. Der Pilot oder die Pilotin ist dafür verantwortlich, die medizinischen Kollegen und den Patienten auf dem schnellsten Weg sicher ans Ziel zu bringen. Dafür muss er oft sekundenschnell Entscheidungen treffen, etwa bei schwierigen Wetterverhältnissen oder bei herausfordernden Landebedingungen. Die Notärztin oder der Notarzt sind Fachärzte aus den Bereichen Anästhesie, Chirurgie oder Innere Medizin. Sie sind hauptberuflich in den Kliniken tätig, an die die ADAC Luftrettungsstationen angebunden sind. Der Notfallsanitäter hat eine Zusatzausbildung zum Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member – kurz TC HEMS – absolviert. Denn er assistiert nicht nur den Notarzt, sondern unterstützt im Cockpit auf dem linken Platz auch den Piloten. Er kontrolliert beispielsweise den Luftraum und dirigiert bei Bedarf den Piloten beim Landen.

Für die Erstversorgung in der Luft ist im Notfall alles vorhanden: Auf kleinstem Raum finden sich in der Kabine Beatmungsgerät, Vitaldatenmonitor, Defibrillator und Sauerstoffversorgung. Zur mobilen Versorgung am Einsatzort dient ein Notfallrucksack, vollgepackt mit Medikamenten, chirurgischem Besteck und Material zur Atemwegssicherung.

Weitere Informationen zur ADAC Luftrettung unter https://luftrettung.adac.de

Piep – ein Einsatz!

Die Hubschrauber der ADAC Luftrettung sind täglich von Sonnenaufgang, frühestens 7 Uhr, bis Sonnenuntergang einsatzbereit. An sechs Stationen fliegen die ADAC Luftretter auch in der Dunkelheit. Wenn die Piepser ertönen, lässt die Crew in der Luftrettungsstation alles stehen und eilt zum Hubschrauber. Während der Pilot schon die Maschine startet, checkt der TC HEMS bei einem kurzen Rundgang die Türen und Triebwerke – einsteigen, Helm auf, Abflug.
Meist bekommt die Crew erst in der Luft von der Leitstelle die genauen Zielkoordinaten und mehr Infos zum Einsatz und dem medizinischen Notfall.

Hilfe aus der Luft

Bei den so genannten Primäreinsätzen bringt der Rettungshubschrauber den Notarzt auf schnellstem Weg zum Patienten. Der Hubschrauber wird auch dann alarmiert, wenn der Einsatzort zu abgelegen ist und der bodengebundene Notarzt den Patienten nicht schnell genug erreichen würde.

In maximal 15 Minuten kann jede Einsatzstelle innerhalb eines Radius von 60 Kilometern um die Station erreicht werden. Vor Ort übernehmen der Notarzt und der TC HEMS die notfallmedizinische Versorgung, während der Pilot zur Sicherung beim Helikopter bleibt. Wenn der Gesundheitszustand des Patienten es erfordert, wird er direkt in ein geeignetes Krankenhaus geflogen.

Bei den Sekundäreinsätzen unterstützt der Hubschrauber bei der Verlegung von Intensiv- oder Notfallpatienten von einer Klinik in eine Spezialklinik. Der Weg durch die Luft ist meist schneller und schonender für den Patienten. Sehr selten wird ein Rettungshubschrauber auch angefordert, um wichtige Medikamente, Blutkonserven oder Organe zu transportieren.